13 Januar 2007

Ein Soccermatch und ein Rockkonzert

Hier in Oz tut man eine ganze Menge Dinge, die einem back home in Germany niemals einfallen wuerden! Ich mein, heute morgen bin ich so halblebig aufgestanden, kein Plan, was ich tun sollte, ausser der feste Vorsitz, mir mal wieder im barbershop nen modischeren Schnitt meiner Kopfwolle zuzulegen. Also ab in die city, bisschen shopping erledigen und ab zum hairdresser. Das nette Maedel, flotte 18, schnippelt mir die Haare etwas kuerzer und ich kann endlich wieder sehen, wo ich eigentlich herumlaufe. Ohne Haarbaender. Finde nur, mit trockenen Haaren hat der Schnitt etwas Weibliches... egal, hier kennt mich ja keiner.
Mittagessen gab's dann bei Carly (remember? Bodo's aeltere Tochter), wo ich gleich noch Pete kennen gelernt habe. Pete ist Nick's Bruder, Nick ist Carly's Mann. Klar? Jedenfalls, dieser Pete ist ein ganz ein verwegener Bursche, plant der doch glatt, ein Jahr in Europa zu verbringen. Also, planen ist leicht untertrieben, er ist heute abend losgeflogen. Arbeitet fortan in einer englischen Schule in Dover. Habe ihn gleich mal eingeladen, seine naechsten Ferien am Bodensee zu verbringen. Sofern diese im September sind, weil ich dann ja zurueck zu sein gedenke...
Hernach wieder back to town, wollte eigentlich noch mal auf den Markt, den ich gestern abend gefunden hatte, weil mir dort ein Kartentrickser ziemlich gut gefallen hat. Unterwegs sah ich ein paar Kollegas kicken, und da man als backpacker spontan sein muss, entschied ich ganz ploetzlich nach 10 Minuten des Ueberlegens, dass ich da noch mitmachen koennte. Waren sehr nette Leutz, eine christlich Jugendgruppe aus Keroy, nahe Noosa, noerdlich von hier. Hatten auf jeden Fall eine Menge fun zusammen, und wieder einmal sah ich mich bestaetigt, dass Kicken doch die sozialste Sportart von allen ist, kein Rugby und kein Schach, sorry, Bodo. Da ich den Burschen mit ein paar laessigen Schlenkern imponieren konnte, luden sie mich gleich mal zu ihrer abendlichen Zusammenkunft ein. Hatte zwar keinen Plan, worum es ging, willigte aber ein, rannte zum hostel, duschte, schnappte mir nen Appel ohne Ei und flanierte zurueck. Drei Jungs warteten schon auf mich, drueckten mir ein Armband in die Hand und zogen mich zum Convention Center, wo sich ein paar Jugengruppen zum Gedankenaustausch zusammen finden wollten.
Gut, und mal wieder war ich erstaunt, wie anders die Ozzies denken:
1. Das Convention Center fasst 4000 Leute
2. Die paar Jugengruppen kamen aus ganz Australien, und sie fuellten dieses Convention Center!
3. "Meeting" haette ich wohl besser mit "Rockkonzert" uebersetzen sollen: Eine fette Band rockte die Bude zu einer atemberaubenden Lightshow und die Erde bebte unter dem Gehuepfe und Gekreische 4000 Jugendlicher. Die Band hatte ihren Namen zu Recht: "Planetshakers".
4. Durch das Soccermatch am Nachmittag sparte ich mir die 30$ Eintritt... all about the connections, ey?
Als eher Unglaeubiger muss ich dazu sagen, dass die Sache schon auch was Sektenhaftes hatte, schrien doch mehrere Muender mysterioese Glaubensbezeugungen und bat doch der "Priester" alle, die ein Problem haetten, aufzustehen (ich verstand den Befehl "stand up!" in diesem Falle falsch und stand auch auf), um hernach alle Uebrigen auf die armen Problembelasteten zu hetzen, damit sie fuer uns beten sollen (war schon lustig, so von 20 Leutz umringt zu sein, die alle versuchten, mich anzutatschen, um dann lauthals ihre wohlgemeinten Fuerbitten kund zu tun).
Nach der 2 1/2 stuendigen Veranstaltung fragte mich Luke, der Leiter der Keroyer Jugengruppe, ob ich denn bereits Gottes Weisungen vernommen und seine Liebe gespuert habe, was ich nur verneinen konnte. Um des guten Tones willen dankte ich aber und erklaerte, der Abend habe mich bestimmt auf den richtigen Weg gelenkt. Dass dieser Weg fuer mich nichts mit Gott zu tun hat, verschwieg ich wohlweislich.
Michelle, Luke's Frau, schenkte mir eine Umhaengetasche der Planetshakers und eine Bibel in Metalleinband, mit den Worten, das sei das coolste Buch, was ich je gelesen haben werde. *huestel* Ich ziehe Karl May vor.
Egal, jedenfalls ueberreichten sie mir noch ihre Mailadressen & Telefonnummern sowie eine herzliche Einladung, doch in Keroy mal vorbeizuschauen. Als ich ihnen mitteilte, dass ich fuer naechstes Wochenende sowieso Noosa eingeplant habe, konnten sie sich kaum halten vor Entzueckung und versprachen mir, einen riesigen Lobpreisgopttesdienst mit anschliessendem Fussballturnier in der Kirche zu veranstalten. Nun, vielleicht komm ich ja aus Versehen etwas zu spaet - so nach dem "Amen"? ;-) Nein, ich freue mich super darauf, ist eine richtig coole Gruppe. Der anschliessende Abschied machte den Eindruck, als waeren wir seit Jarhzehnten dickste Freunde gewesen, handshakes, Umarmungen, Glueckwuensche, Gekreische, und das eine Maedel kam am Ende extra noch mal angerannt, um mir um den Hals zu fallen. Supersuess. Ja, Mum, du hast Recht, ich scheine das Liebliche irgendwie anzuziehen... *g*
So wuenscht man sich seinen 4. Monat in Australien!

Keine Kommentare: