31 März 2007

Ausgemärzt

Man beachte zu Beginn meiner Erzählung bitte zuerst mal dieses geniale Wortspiel in der Überschrift. Es hat sich ausgemärzt. *hahahaha* *lolololol* Ich krieg mich fast nicht mehr ein. Meine Mum meinte früher: „Chris, die Witze, die du erzählst, sind zwar scheiße, aber es ist immer wieder erheiternd, zu sehen, wie du dich daran beömmeln kannst.“ Also, nicht wortwörtlich, aber vom Sinn her hab ich das so in Erinnerung.
Gut. Jedenfalls hüpfte ich heute Morgen gut gelaunt aus dem Bett, schlang das Frühstück nur so herunter, schrubbte die Zähne blitzblank und brauste in die Stadt. Ein bisschen zu spät war ich, schließlich hatte ich für neun Uhr den PC in der Bibliothek gebucht. Eine knappe halbe Stunde später war aber auch schon wieder Schicht im Schacht, die Arbeit rief. Samstagmorgen, und der Chris geht arbeiten. Ein herrliches feeling. Bis mittags um vier durfte ich Teller, Pfannen, Tassen und Töpfe schrubben, und war dabei bester Dinge. Als ich auf die Frage eines Kellners gegen Mittag, wie es mir denn ginge, „beautiful“ (meine Standartantwort) erwiderte, schaute er mich verdutzt an und meinte, ich seie doch schon den ganzen Morgen hier gewesen, wie ich denn so guter Laune sein könne. Nun, sagte ich, das liegt daran, dass mit jeder Minute Arbeit der Feierabend näher kommt. Da hat er aber geguckt. *g*
Auf dem Heimweg rechnete ich mir aus, dass ich in den letzten beiden Wochen so ungefähr das verdient hatte, was ich hatte verdienen wollte, und war mit dem Schnitt mehr als zufrieden, wo mir die Stunden der Arbeit doch so wenig vorkamen. Na ja, ein bisschen Motivationsfähigkeit bringt doch das Licht tatsächlich schon in den Tunnel…
Es folgte eine gechillte Zitterpartie am Strand, wobei ich zitterte und der Wind chillte. Pervers, wie kalt einem 20°C im Schatten vorkommen können. Und das Problem daran ist, das ist erst der Anfang des Herbstes! Im Winter kühlt es hier tagsüber tatsächlich bis auf 12 Grad ab! Wie soll ich das überstehen? Ach stimmt, ich fahre im Winter in den Norden…
Na ja, und dann kam wieder der mehr fade Teil, die Alltagsroutine, das Heimkommen, sich anhören, wie Hyden und Annie sich wieder ankeifen müssen, wegen was auch immer, zuschauen, wie Audrey sich jeden Wunsch erfüllen lässt, wenn nicht von Mama, dann von Papa, schließlich buhlen die beiden ja drum, wer das bessere Elternteil ist, und ich halt wieder ab in mein Zimmer, ein Buch (!!!!!) geschmökert und Emails geschrieben. Man hat ja glücklicherweise was zu tun und gute Ohrstöpsel, wa?

30 März 2007

Woolly muss weg

Endlich mal wieder ein toller Tag. Gab’s ja so ewig nicht mehr. Seit… vorgestern. Oder so. Ich meine, gestern war schon auch toll, nur halt ein klein wenig eintönig.
Egal. Heute jedenfalls begann mal wieder daheim, wer hätte es gedacht. Spannend wurde es auch erst ab zwei, als ich mich in die Stadt begab, um vor meinem Arbeitsantritt noch ein wenig im web zu surfen und der Bar, in der ich volle sieben Stunden tätig war, meine Kontodaten zu überbringen.
Das Tolle an der Sache war: Ich habe vor ein paar Tagen, mehr spaßeshalber als Ernst, im Internet schon mal ne kleine Anzeige gepostet, ob nicht jemand im August in Sydney den geilsten aller Vans kaufen will. Und – tatatadaahhhhh – da haben sich inzwischen wirklich schon zwei Leute gemeldet! Jetzt!!! Ein halbes Jahr vorher. Grausam. Aber ich fand’s geil. Ferner meldete sich ein Genosse, der Interesse zeigte, im Juni mit Jürgen und mir die Westküste hoch zu fahren. Ist auch schon coolio.
Außerdem durfte ich dann wieder arbeiten. Das find ich immer toll, will ja schließlich Geld verdienen. Also, brav Teller einer Hochzeitsgesellschaft gewaschen und um halb Mitternacht wieder heimgeradelt, nebenher lustig mit Tümm telefoniert und die Welt war in Ordnung – bis ich heim kam. Hyden und Annie hatten sich mal wieder in den Haaren, ich hab nicht den kleinsten Schimmer, worum es ging, aber im Endeffekt sahen beide ziemlich verheult aus. Tja nun, ich weiß ja nicht, ob man sich als getrenntes Paar immer so kindisch verhalten muss, oder warum nicht einer mal ein bisschen klüger wird und schweigt, wenn der Andere ein völlig hirnlosen Streit vom Zaun brechen will, aber nun, so sind sie halt, die beiden. Ich gammelte mich in mein Zimmer, duschte und legte mich auf’s Ohr – muss ja morgen schließlich wieder jobben. Herrlich.

29 März 2007

Langweilig

Unglaublich. Heute war mir derart langweilig, dass ich das PC-Spielen wieder angefangen habe. Grausam. Busselton kenne ich inzwischen, die Arbeitgeber melden sich nicht und deshalb gehe ich morgen in die Stadt, um zu fragen, was geht. Morgen darf ich nämlich wieder arbeiten. Hurra!
Zwischendurch rief Laura an, Laura, ich danke dir für das spannendste Event des heutigen Tages!
Annie wollte doch nicht mit mir feiern gehen, also ihren neuen Job, sie kam nach Hause und ging ins Bett. Super.
Am Abend unterhielt ich mich lustig mit Hyden, nein, er zieht nicht aus, natürlich nicht. Aber er kennt Oblivion (das PC-Spiel, was ich in den Tiefen meiner Archive entdeckt habe…), hat das ein halbes Jahr lang nonstop gespielt und nebenher weder gearbeitet noch sonst was getan. Grausam.
Na ja, meine Reisepläne interessierten ihn auch, wir tauschten uns noch über Familienverhältnisse aus und schließlich begaben wir uns ins Bett. Meine Güte, was ein ereignisreicher Tag!

28 März 2007

19 ½!!

Jou, heute werde ich schon wieder ein halbes Jahr älter. Das heißt, ich bin nun schon über ein halbes Jahr in Australien, weil ja mein 19. auch schon hier war.
Zur Feier des Tages war es draußen gleich mal bewölkt, ein Scheißwetter, eklig kalt, und ich beschloss, daheim auf den Anruf eines Arbeitgebers zu warten. Der kam aber nicht, und so wartete ich abends um 10 immer noch…
Dann kam Annie wieder mit ihrer gewohnt komischen Art: Zuerst brachte sie mir Donuts und Kuchen, und entschuldigte sich ganz arg dafür, dass sie mir nichts kochen konnte, sie sei zu müde. Eine halbe Stunde später klopfte sie an die Tür, um zu fragen, ob ich noch wach sei. Als ich „Ja“ antwortete ging sie wieder weg. *häää??*
Nochmal eine halbe Stunde später klingelte dann endlich das Handy, doch es war kein Arbeitgeber, die hatten alle schon Feierabend. Es war Annie. Sie wollte wissen, ob ich noch wach sei. Ich antwortete „Ja“. Doch entgegen meiner Erwartung, dass sie hierauf auflegen würde, laberte sie mich zu, ich solle doch bitte ins Wohnzimmer kommen und mit ihr Fernseh schauen. Beknackt. Na ja, PC bei Seite geschoben und ab ins Wohnzimmer. Dort erzählte sie mir ganz stolz, dass die australische Regierung sie angerufen habe. Sie hatte den Anruf zwar verpasst, aber gab vor, die Nummer eindeutig identifizieren zu können, schließlich sei sie schon mal dort gewesen und so. Ferner wusste sie, dass der Anrufer ohne Zweifel angeklingelt hatte, um ihr ein Jobangebot in Canberra als Übersetzerin zu machen, bei dem sie das Dreifache von ihrem hiesigen Gehalt verdienen würde. Und schon schmiedete sie Pläne, wann sie nach Canberra ziehen sollte, was mit Audrey passiert, wie sie jetzt ihr Café in Margaret River aufbauen soll etc… Ist schon erstaunlich, was für Informationen man aus einem verpassten Anruf ziehen kann, nicht wahr?
Ich war minimal angepisst von der Tagträumerei dieser Frau und verzog mich ins Bett. Soll sie doch alleine weiterträumen. Ich bleibe lieber realistisch. Und da sehe ich, dass mir drei Arbeitstage nicht ausreichen!

27 März 2007

April, April!

Hätte ja nie gedacht, dass der April hier auch so wechselhaft sein kann. Aber er wird es wohl werden, jedenfalls ließ er heute mal einige Auswirkungen im Voraus bemerkbar werden, und wenn das so weitergeht, dann ist der australische April dem deutschen sehr ähnlich!
Am Morgen weckte mich Annie gleich mal mit den Worten, dass Hyden nun endgültig ausgezogen se. Gestern Abend hörte ich sie noch streiten, ich glaube, er hätte sein Auto umparken sollen, damit sie rausfahren kann. Tat er aber nicht. Voll wie die kleinen Kinder! Na, jedenfalls meinte sie, er habe sich heute Morgen verabschiedet, keiner weiß, wo er nun wohnen wolle und was er tut. Ist mir eigentlich gleich, ich hab nie viel mit ihm geredet, und wenn, dann fand ich ihn voll okay…
Irgendwann bin ich in die Stadt, ein Päckchen heimschicken, meinen Laptop zur Reparatur bringen und in der library im Internet hocken, während es draußen plötzlich anfing, wie aus Strömen zu gießen. Ein Glück hatte ich die Bibliothek.
Zurück nach Hause, bisschen gegessen und so, und dann kam der Anruf des PC-Mannes, mein Laptop sei schon fertig. Also wieder in die Stadt, und wie ich grade wieder heim will, fängt es wieder grausamst an zu schütten! Ab in die Bibliothek, bisschen Heftchen geschmökert und auf besser Wetter gewartet. Das kam auch, in Form von strahlendstem Sonnenschein, der nicht vermuten ließ, dass es hier überhaupt jemals regnen könne. Kurzerhand beschloss ich, noch schnell in der Bar reinzuschneien, um nach neuen Arbeitszeiten zu fragen. Meint die Schrulle doch glatt, es werde in nächster Zeit ruhiger werden, man bräuche mich nicht mehr, aber man ruft mich selbstverständlich an, wenn wieder Not am Manne sei. Super.
Minimal geknickt begab ich mich auf den Rückweg, spielte mit dem Gedanken, morgen mal schnell auf den Bus zu hüpfen und abzuhauen. Drei Tage Arbeit die Woche ist nicht das, was ich mir so vorstellte. Exakt in dem Moment klingelte mein Handy, es war Mick, der zweite Chefkoch, und bestellte mich zum Tellerwaschen.
Geschwind umgezogen und wieder in die Stadt. Und schon wieder ward ich befördert: Heute Abend waren wir zwei Tellerwäscher, nur war ich derjenige, der Suppen umfüllen durfte, Muscheln knacken, Törtchen sortieren… und am Ende des Abends dann wieder putzen. Fühlte mich schon voll wie der Chef im Hause!
Heimgegammelt, und wer saß am Fernseher? Hyden, wer denn sonst? Kein Plan, ob dessen angeblich Auszug nur eine frei erfundene Lüge war oder was auch immer, jedenfalls machte der Mann nicht den Eindruck, als wolle er sich hier weg rühren. Tat er auch erst in der Nacht, um ins Bett zu gehen halt.
Tja, und so sitz ich nun mit gemischten Gefühlen da: Einerseits sind 80$ pro Woche incl. Vollpension kein schlechter Preis, andererseits halt auch nicht mehr kostenlos. Arbeit ist nicht viel, mal schauen, ob das andere Restaurant und die Bäckerei, wo ich mich bewarb, sich melden werden. Aber warum zum Henker muss ich immer an den Abenden arbeiten, an denen Footballtraining wäre??? Ich bin mal gespannt, wie lange ich es hier noch aushalte, vielleicht bleibe ich am 19.4. gleich in Perth, wenn ich den Van dort abholen gehe. Vielleicht hat sich die Situation bis dahin auch schon grundlegend geändert…

26 März 2007

Ein ruhiger Regentag

Als ich des Morgens aufstand, waren Hyden und Annie schon aus dem Haus. Ich spachtelte fein Müsli und schob das Fahrrad in die Stadt, um es dort endlich reparieren zu lassen. Reparieren heißt in diesem Fall, dass mir der gute Herr die beiden Reifen aufpumpte, weil es bei Annie daheim nicht mal eine Fahrradpumpe gibt. Die Bremse war nur ausgehängt gewesen, hab ich zum Glück noch rechtzeitig bemerkt, sonst hätte mich der Kerl ja für den komplette Idioten gehalten. Von mein Dad doch immer versucht, mir wenigstens ein klein wenig Verständnis für so was einzubläuen… ;-)
Bester Dinge stromerte ich ein wenig durch die Gegend, kaufte mir neue Kopfhörer und eine Sonnenbrille und versurfte ein bisschen die Zeit, als es draußen plötzlich wie aus Eimern zu schütten begann. Als ich jedoch wieder ins Freie trat, war alles so friedlich wie eh und je, nur ein paar Pfützen und eine stark gesunkene Temperatur zeugten noch von dem soeben erfolgten Regenguss.
Josh rief an, ob ich heute nicht ein wenig früher zur Arbeit kommen könne, der andere Tellerwäscher sei unfähig. Ich natürlich gleich am Start, heimgehetzt, Mittagessen reingeschaufelt, umgezogen und wieder zum Restaurant gebraust. Und das alles nur, um fest zu stellen, dass ich mich um eine Stunde vertan hatte! So wie auf der Nordhalbkugel jetzt Sommerzeit ist, ist hier nun „Daylight Saving Time“, die Uhr wurde eine Stunde zurück gestellt. Fragt mich aber bitte nicht, wie weit ich euch jetzt noch voraus bin, ich hab absolut den Überblick verloren.
Im Restaurant erwartete mich eine Beförderung, vom Tellerwäscher zum Speisekammerputzmann. Hoch erhobenen Hauptes schwang ich den Mob die Fliesen entlang, bis die blöde Speisekammer dann viel zu früh sauber war und ich doch wieder Teller waschen durfte.
Mein Vorgänger war wirklich komplett unfähig, hinterließ mir einen Riesenberg Geschirr und ich fragte mich, wie ich das jemals hinbekommen sollte – woher sollte ich wissen, dass die Rettung so nah war?
Die Rettung kam in zweierlei Form: Erstens mal trudelten zwei Azubis ein, auch so Deppen für alles, nur, wenn sie mir halt nicht beim Geschirr spülen helfen, dürfen sie Zwiebeln schnibbeln. *harrharr* Punkt zwei war, dass heute absolut tote Hose im Restaurant war. Keiner wusste, warum, aber ich musste mir reichlich Mühe geben, stets so beschäftigt auszuschauen, dass bloß keiner merkte, dass ich meine Zeit eigentlich nur mit Naschen verbrachte. Alles wurde mal probiert, vom Fisch über Pilze bis hin zum Butterbrot… leider checkte der eine Koch das aber doch und schmiss mich raus – volle zwei Stunden vor meinem eigentlichen Schichtende! Tsss… unglaublich.
Zwei negative Nachrichten musste ich dann noch einstecken, die erste war, dass ich nur noch zweimal die Woche offiziell arbeiten dürfe (also, so steht’s auf dem Zeitplan, vielleicht ruft mich Josh ja doch wieder ab und an an…) und die zweite, dass Annie plötzlich Geld dafür haben wollte, dass ich bei ihr wohnen darf!! Waaaahhh… Jetzt muss ich der Braut auch noch 80 Eier pro Woche abdrücken, kriege dafür Unterkunft und Vollpension. Was will ich mit Vollpension? Ich fress eh immer im Restaurant. Sobald Woolly wieder da ist, zieh ich aus! Conny, Liz, ich warte! *g*

25 März 2007

Oh happy day!

Heute ist mein freier Tag, dachte ich mir, als ich morgens aus dem Bett stieg. Annie, die um neun hatte in der Kirche sein wollte, taumelte gegen halb zehn ins Bad um sich schick zu machen, ich frühstückte kräftig und bammelte zurück in mein Zimmer. Nur nicht überarbeiten. Wasserflasche auffüllen, PC anschalten und los ging’s: 21 Seiten (!!!!) Emails warteten darauf, beantwortet zu werden, plus noch die letzten Tage, die gebloggt werden wollen. Haja, ran an die Arbeit, bisweilen ein bisschen Bomberman zur Ablenkung, bisweilen ein paar Fotos angucken, zwischenrein mal Mittag essen und versuchen, ein Bügelbrett zu reparieren. Ach ja, und natürlich Wäsche waschen und ihr beim Trocknen zugucken. Finde ich toll, und man wird auch noch braun dabei! ;-)
Am Abend kam irgendwann Annie, brachte mir Essen ans Bett, damit ich bloß meine Filmsession nicht unterbrechen müsse, und ich konnte weiter bei einem Bollywood-Film mitschmachten. Lässig.
Ja, das war mein Tag. Kurz und bündig. Happy. Hätte ja gerne gearbeitet, aber wurde leider nicht angerufen. Morgen geht’s wieder in die Stadt, endlich das Fahrrad reparieren und noch mal bei allen potentiellen Arbeitgebern anklopfen, ob sie sich ganz sicher sind, dass sie mich nicht nicht wollen, sondern nur vergessen haben, mir meinen Schichtplan mit zu teilen…

Ein Barkeeper auf dem Footie-Oval

Obwohl ich gerne viel arbeiten möchte, musste ich heute Morgen Josh absagen, als ich auf dem Weg in die Stadt war. Schließlich war Samstag, nicht nur Tag des Footies, sondern auch meine Premiere als Barkeeper!
Annie fuhr mich in Eile zum Oval, weil sie gleich darauf nach Margret River düste, um ihren Sohn bei einem Musikkonzert zu bejubeln.
Das Footiespiel war toll, ich finde richtig Spaß an der Sportart, auch, wenn ich nicht gespielt habe. Aber es ist ein verdammt schneller Kick, mit Bolzen, Boxen (den Ball) und dem sich-auf-andere-drauf-werfen. Am Montag ist Training. Bin gespannt, ob ich da frei habe.
Zum BBQ reichte es mir leider nicht mehr, dadurch, dass Annie nicht da war und das Fahrrad noch genauso kaputt wie bei meiner Ankunft, musste ich nach dem Abpfiff los laufen, um rechtzeitig zur Arbeit zu erscheinen. Die Jungs wollten alle noch ein Bierchen zischen, weshalb mich auch keiner fahren wollte / konnte.


Eine schlappe halbe Stunde zu früh kam ich an, wechselte meine Klamotten in tiefes schwarz und stellte mich lässig hinter die Theke. Einige Leute wollten von mir was haben, ich wusste nur nicht was, aber das war auch nicht wichtig. Ich erklärte einfach jedem so lange, dass gerade mein erster Arbeitstag begonnen hatte, bis eins der Mädels angesprintet kam und mir aus der Patsche half. Meine Güte, hab ich mich amüsiert. Als nach geschätzten zwei Stunden der eine Teil der Bar geschlossen wurde, ward es mit einem Schlag sehr, sehr ruhig. Ich dachte, Samstagabend sei das hier die totale Partylocation, aber Paul, der Meister der Flaschen, erklärte mir, dass sich hier nur freitags die ganzen jugendlichen Single-Chicks in meinem Alter aufhalten. Na, da war ich wohl 24h zu spät. Oder halt 144h zu früh. Whatever. Jedenfalls hat die Theke ungefähr die dreifache Länge der mir bekannten Tanzschulbar, allerdings sind samstags nur ein Drittel der Leute anwesend. Soll heißen, es war eigentlich nichts los. Paul, der mich gleich lieb gewonnen hatte, weil ich so ein tolles Gedächtnis habe und außerdem bemerkt hatte, dass die Bacardi-Flaschen zur Neige gingen, erklärte mir die Kasse und die Bar. Da er aber zu tun hatte, wies er mich an, ein paar Chips zu knabbern, den anderen Bardamen auf die „Finger“ zu gucken und insgesamt einfach ein bisschen das Flair dieser Theke zu schnuppern. Alle halbe Stunde füllte ich ein halbes Tablett mit leeren Gläsern und stellte es ganz stolz neben die Spülmaschine. Meine Herren, war ich im Stress!


Die Mädels sind alle lässig, erklärten mir, welche drinks man wie mixt (ich als Anti-Alki hab da ja mal voll den Nachteil!!) und wie man sie in diese Kassengeräte eintippt. Bisweilen durfte ich ein Bier ausschenken oder mir eine Cola holen. Einfach immer so tun, als sei man grade schwer beschäftigt. Und wenn das nicht geht, mit den Kunden labern, ihren Slang kennen lernen und versuchen, halb angetrunkenen Poolspielern den Wunsch von den Lippen abzulesen, weil die Liveband sämtliche Schallwellen in diesem Raume für sich beanspruchte. Das ist ein Leben.


Um elf Uhr kam dann Annie vorbei, also der Türsteher teilte mir mit, dass draußen meine asiatische Freundin stünde, und ich sagte ihr, dass ich noch knappe zwei Stunden voll beschäftigt sei, sie könne schon heim fahren. Zwei Stunden später saß ich dann mit Paul an der Bar, sein vorletzter Arbeitstag, wir knabberten Chips und laberten mit der Sängerin der Band, die mir die Reise nach Darwin äußerst schmackhaft machte.
Als ich die Bar dann um ein Uhr morgens verließ, sowohl des Flairs als auch der Uhrzeit wegen stark an Vögtler’s Besitztum erinnert, stand Annie immer noch draußen! Also, sie saß, im Auto, und war auch schon eingepennt, aber ich fand’s total süß, wie sie mir dann zu erklären versuchte, dass sie mich doch schon fast als Familienmitglied sehe und mich unmöglich zu der Zeit hätte heimlaufen lassen können. Ok, ein bisschen verrückt war es auch, da zwei Stunden lang rum zu stehen, aber na und? Viel verrückter fand ich es, dass Hyden noch vor dem Fernseher saß, und offen und ehrlich zugab, dort ohne Unterbrechung seit neun Uhr morgens gesessen zu haben. Pervers. Aber egal.
Ich fiel ins Bett, einmal mehr von Endorphinen durchströmt, und warte nun auf meinen nächsten Einsatz als Barkeeper!

24 März 2007

Arbeit bis zum Horizont

Was ne Gaudi: Wieder steh ich lässig auf, doch auf einmal klingelt das Handy, Josh, der Chefkoch, ich könne arbeiten kommen, wenn ich wolle. Ich frag so lässig, ob in zwei Stunden korrekt wäre, er meint nur, nein, es müsse in einer halben sein. Party! Raus aus den Federn, frühstücken, Annie ans Steuer stopfen und ab die Post: Lustig, lustig, Teller waschen. Mittags gab’s mal ne Pause, ich stapfte wieder in der Stadt umher, bewarb mich aus purer Lebenslust noch in einer Bäckerei als Verkäufer und hoffte im Stillen, dass Annie ihr Versprechen, heute das Fahrrad reparieren zu lassen, nicht vergessen hatte. Ferner hatte sie einen Termin vor Gericht, um sich den Rausschmiss ihres Mannes schwarz auf Weiß geben zu lassen.
Nach eineinhalb Stunden ging’s zurück zur Gans, wieder Tellerwaschen. Bis in die Nacht hinein. Ein lustiger Kanadier und ich waren die „last men standing“, und als dann um Mitternacht schließlich alles restlos poliert war, durfte ich mir volle 10 ½ Arbeitsstunden in den Kalender eintragen. Herrlich. So wird man reich. Immer schön viele Stunden aufeinander türmen, nicht?


Annie stand vor dem Restaurant und erwartete mich, sie hatte den ganzen Tag gebacken. Im Gericht sei’s zu voll gewesen, der Termin, den sie dort angeblich gehabt hatte, war anscheinend frei erfunden. Oder so. Als ich sie nach dem Fahrrad fragte, meinte sie nur, jaja, das dürfe ich benutzen, wenn ich es bräuchte. *haha* Ich erinnerte sie, dass es kaputt sei, und sie fragte mich, was sie dafür könne. Ich wies darauf hin, dass sie es reparieren wollte, und sie wollte wissen, wie sie es denn in die Stadt hätte bringen sollen. Mit dem Auto, erwiderte ich mit rollenden Augen. Nein, wirklich? Bisweilen muss man schon hart mit seiner Geduld kämpfen. Vor allem auch, wenn sie mich immer fragt, warum ich traurig bin. Sobald ich mal eine Minute lang nichts sage, nicht ununterbrochen grinse oder sie einfach mal nur wieder Langeweile bzw. keinen Plan hat, was sie sonst sagen soll, dann fragt sie entweder, was wir in Deutschland essen, oder eben, warum ich traurig bin. Und dann muss ich mir immer an den Haaren was herbei ziehen, dass ich Heimweh habe, dass mich meine Freundin verlassen hat, dass ich mehr arbeiten möchte, dass ich einfach nur müde bin und all so einen Kappes. Ist zwar teilweise schon nicht falsch, nur trifft es absolut nicht auf den Moment zu, in welchem sie zu fragen pflegt. Grausam. Aber nun, man ist ja geduldig, nicht? Ich rede mir einfach ein, so verbessere ich mein Englisch. Oder, mal ehrlich, könnt ihr in einer Fremdsprache lügen, ohne rot zu werden? *harrharr*

23 März 2007

Jobsuche – mit Erfolg!

Wieder wollte ich eine Sonnenbrille finden, wieder musste ich in die Stadt laufen, wieder wurde ich nicht fündig. Ich spielte mit dem Gedanken, alles stehen und liegen zu lassen, mein Zeug zu raffen und in den nächsten Bus nach Perth zu springen. Als traveller darf man das.
Aber irgendwie überkam mich plötzlich die Lust, mein Glück noch mal zu versuchen, ich stiefelte in ein Restaurant, bewarb mich als Kellner, ging zur Arbeitsagentur, bewarb mich für alles und schließlich noch in einem Hotel als housekeeper. Housekeeper wollen sie nicht, sagten sie mir, aber als Gärtner könne ich anheuern. Ich also raus, und wieder rein, um als ein völlig neuer Mensch als Gärtner anzuheuern. Sofort hatte ich einen Job, der Hauptgärtner drückte mir einen Lappen in die Hand und ich begann das große Stühle putzen. Sehr sorgfältig. Nach zehn Stühlen und zwanzig Minuten teilte mir der Hauptgärtner mit, dass ich in vierzig Minuten fertig sein solle. Mit den nächsten sechzig Stühlen. Toll. Hab dann einfach überall einmal halb drüber gewischt, und als die Chefin kam, war sie begeistert von der Reinheit dieser Sitzgelegenheiten. Die spinnen, die Ozzies.
Angetan von meiner ach so tollen Arbeit erklärte die Chefin, dass sie mir so 12h / Woche den Job als Gärtner überlassen könne, und eventuell bräuchte man noch Barkeeper. Ich gleich mal Lebenslauf rausgeholt, mit meinen vier Jahren Tanzschule geprotzt und schon versicherte sie mir, mich in den nächsten Tagen anzurufen. Lässig.
Die 6h Tellerwaschen am Abend vergingen wie im Flug, ich malte mir einfach aus, wie viele Bienchen in so einem Partylokal umhersummen und wienerte das Besteck blitzeblank. Als ich kurz vor Mitternacht wieder daheim ankam, war ich zwar müde, aber wieder reicher, und das ist alles, was im Moment zählt, wa?

21 März 2007

Footie… und das Gesundheitsamt

Ein bisschen in Eile kam sie mir vor, einmal mehr, die Annie, als ich super relaxed aufstand und meinen freien Tag starten wollte. Den Schlüssel drückte sie mir in die Hand, mit den Worten, ich solle mir einen nachmachen lassen, und wirbelte aus dem Haus, während sie mir zurief, ich solle bitte alles aufräumen, was irgendwo im Haus unordentlich ausschauen könnte. Sie würde mich dafür bezahlen. Und fort war sie. Immer ein klein wenig spät dran, die Gute, dachte ich mir, duschte und rieb mir die Augen, als mich draußen wieder allerherrlichster Sonnenschein begrüßte. Sehr nobel, dieses Wetter. Darauf tringe ma oina.


Ungeachtet von Annie’s Panik latschte ich legere in die Stadt, ärgerte mich nebenher, dass das Fahrrad, dass ich großzügigerweise benutzen dürfe, zwei Platten und nur noch eine Bremse hatte, und fand mich schließlich im Schlüsselshop wieder, um mir einen neuen Hausschlüssel schnibbeln zu lassen.
Fett gechillt ging’s weiter, die Bummelstraße entlang, stets auf er Suche nach einer heißen Sonnenbrille, die mir meine Augen schone, nachdem die alte, teure 10$-Sonnenbrille aus mir unerklärlichen Gründen in der Mitte auseinander gebrochen war. Grade mal ein halbes Jahr alt. Scheiß Schund.


Ich fand keine Sonnenbrille, jedenfalls keine, die sowohl meinem Stil als auch meinem Budget entsprochen hätte, und schlenderte wieder heim. Dort angekommen, wischte ich mal lässig den Küchentisch sauber und entstaubte den Ventilator, woraufhin Annie, als sie heim kam, ob dieser unglaublich blitzenden Kochnische fast in Ohnmacht kippte. Ich zog mich in mein Zimmer zurück, minimal angenervt von dem blöden Getue, und erschien erst wieder, als es Zeit für den Footie-Club war! Yeah, ich hab beschlossen, football spielen zu lernen, nach den australischen Regeln. Ziemlich cooler Verein, haben mir gleich mal die Trainingszeiten mitgeteilt und mich für Samstag zum BBQ eingeladen. Lässig.


In der Zeit schlug sich Annie mit dem Gesundheitsamt herum, und als sie mich wieder abholte, hätte sie eigentlich strahlen müssen vor Freude. Schließlich hatte der Prüfer alles für sauber befunden und die Welt war in Ordnung. Sie aber war den Tränen nahe und heulte immer nur rum, wer denn da angerufen haben könnte und dass ihr Einkommen vielleicht verloren geht und all so nen Kappes. Ich wollte ihr erzählen, dass sie mir grade erzählt hat, dass der Prüfer alles toll fand und sie weiterhin Kekse verkaufen darf, aber irgendwie kam ich damit nicht zu ihr durch.
Zur Feier des Tages tafelten wir in einem chinesischen Restaurant, und ich durfte mir einmal mehr an die Birne fassen, als die Tochter, die während des Essens mit dem Reis um sich geworfen hatte, weil sie satt und ihr langweilig war, zum Nachtisch einen Teller voll Reis haben wollte – und Annie ihn auch noch bestellte. Toll. Als die Hälfte auf dem Boden verteil war, beschlossen wir, den Rest einzupacken und verließen das Lokal. Wie soll aus der Kleinen nur mal was werden?


Daheim erwartete uns Hyden, wer hätte es gedacht, vor dem Fernseher. Wie irgendwie immer halt. Weiß auch nicht, warum der Mann sein Leben so wegwirft. Könnte doch Sport machen. Mit seinen Kumpels einen heben gehen. Oder sich ins Kino pflanzen. Aber nun, geht mich ja nichts an…
Als Bezahlung für die letzten zehn Stunden Arbeit drückte mir Annie 70$ in die Hand und ich beschloss im Stillen, nicht mehr für sie zu arbeiten. Nicht für Geld. Nur für Unterkunft. Das ist klar.

20 März 2007

Time to say goodbye

Ich wusste, es war das letzte Mal für lange, lange Zeit, als ich heute Morgen die Vantür zur Seite schob und auf ein glitzernd-blaues Meer blickte. Etwas traurig erhob ich mich, wir mampften Toastbrot und ich packte meine Sachen. Teilweise musste ich richtig mit den Tränen kämpfen, war doch der Woolly mein Zuhause geworden und die Mädels mir richtig ans Herz gewachsen. Doch die Zeit lässt sich nicht aufhalten. Das Leben geht weiter. Wir werden älter. Und ich grade wieder filosofisch.


Ein letztes Mal setzte ich mich ans Steuer, um unser rollendes Haus zwei Parkplätze weiter zu lenken, wo wir geschwind all mein Hab und Gut in Annie’s Auto umluden. Es war Zeit zum Abschied nehmen. Bis zur letzten Minute zögerten wir es raus, dann eine kurze Umarmung, und ich wandte mich zum Gehen. Soll heißen, eigentlich wandte ich mich und die Mädels gingen. Traurig, aber wahr. Viele, viele, sowohl lustige als auch ärgerliche Momente stiegen in mir hoch, als ich die folgenden fünf Stunden Teller und Tassen spülte, und dennoch muss ich sagen, es war einfach nur klasse, mit euch reisen zu dürfen. Ich glaube, ich hätte keine cooleren Kollegen finden können, um diesen einmaligen Roadtrip zu begehen. Ich werde ihn immer in Erinnerung behalten. Und euch auch. Bin grade minimal melancholisch…


Wie genau die Arbeit war, vermag ich nicht mehr zu sagen, ich war zu sehr mit nachdenken beschäftigt. Aber was danach kam, realisierte ich wieder vollkommen: Eigentlich hatte ich angedacht, mich nun mit Annie zu ihr zu begeben, um dort mein Zimmer zu beziehen. Pustekuchen. Annie saß halb aufgelöst auf einer Bank und schluchzte mir vor, wir zwei beiden werden die nächste Woche campen gehen. Relativ schockiert ob dieser Neuigkeit wollte ich die Gründe erfahren, und jene sind Folgende: Irgendjemand hat wohl beim Gesundheitsamt gepfiffen, dass Annie Kekse verkauft, und an denen irgendwas falsch sei. Annie vermutet, dass es ihr Ex-Mann gewesen wäre, und möchte deshalb Abstand von ihm gewinnen. Morgen früh kommt nun ein Inspekteur vom Gesundheitsamt und wird Annie’s Küche abchecken, ob die sauber ist und all solcher Scherze. Wenn’s schief geht, darf sie nichts mehr auf dem Markt verkaufen, und eine wichtige Einkommensquelle fällt weg. Ich hab ihr erst mal ordentlich meine Meinung gegeigt, dass sie ihren Ex endlich aus ihrem Haus werfen soll, aber das hat sie irgendwie nicht gerafft. Also, gerafft schon, aber sie wollte es nicht durchsetzen. Audrey zu Liebe, wie sie sich selbst vorlügt…


Laura erfreute mich mit den News vom deutschen Wintereinbruch, und dann gingen Annie und ich Audrey abholen und nach Hause. Dort saß natürlich auch schon wieder ihr Ex-Mann breit im Sessel und stritt alles ab. Whatever. Ich werde mich da fein raushalten. Dachte ich.
Annie hatte nämlich andere Pläne: Wenn das Gesundheitsamt kommt, muss alles blinken. In der Küche. Dachte ich. Annie fing an, im Garten ein Loch zu graben und darin Erde zu verbuddeln. Klingt komisch? Ist aber so. Wir entleerten alle vorhandenen Blumentöpfe in dieses Erdloch und stapelten sie ineinander. Warum? Keinen Plan. Vielleicht glaubt das Gesundheitsamt, sie bäckt im Garten? Oder Kekse wachsen am Strauch? Whatever. Weiter ging’s zum Schuppen: Erst mal alles von vorne nach hinten schmeißen, um vorne dann Stühle rein zu stellen. Warum? Nun ja, das Gesundheitsamt sieht es bestimmt nicht gerne, wenn Stühle im Garten rumstehen. Oder? Nach harter Knochenarbeit machten wir eine Kekspause. Warum? Nun, damit ich Annie mal wieder meine Meinung geigen konnte. Ich erklärte ihr, wie man Kinder erzieht, ich belehrte sie, warum es für alle Beteiligten das Beste sei, den Ex-Mann raus zu kicken, ich beruhigte sie, dass das Gesundheitsamt bestimmt voll lässig drauf ist und ihr nicht die Lizenz zum Kekse verkaufen entziehen wird und erzählte ihr so manch eine Anekdote aus meinem bewegten Leben. Was ich als Antwort bekam, war zwar schmeichelhaft („Chris, you’re so mature… so mature…“ „You’re so wise!“ „If I only was as strong as you are…“ „If you were a few years older….“), aber absolut unbefriedigend, weil ich genau weiß, dass ich mich ebenso toll mit der verbuddelten Erde hätte unterhalten können, denn sie wird ihren Ex-Mann nicht rauswerfen und auch ihrem Kind weiterhin jeden einzelnen Wunsch erfüllen, seien es nun Smarties oder ein Smart. Schade eigentlich.
Und weiter ging’s mit der Arbeit: Mein Zimmer musste erst mal begehbar gemacht werden, bevor ich einziehen konnte (Liz & Conny, ihr wisst, wovon ich spreche, ne?). Berge von Kuscheltieren und Klamotten mussten bei Seite geschafft werden, und das nur, um Berge von Müll und Staub frei zu legen. Grausam, wie der Raum aussah! Nach ungefähr einer Stunde allerhärtesten Schuftens konnte ich schließlich mein Bett beziehen, doch ins Hochbett darf ich nicht, das könnte herunter krachen, ich muss auf der unbequemen Matratze unten drunter pennen. Die Frau hat bisweilen schon einen an der Klatsche.


Ich glaube, ohne Liz & Conny ist das ziemlich schwierig auszuhalten. Wenn ich nächste Woche nicht mehr Arbeit habe, mach ich mich dünne, habe ich beschlossen. Entweder kriege ich einen zweiten Job oder einfach mehr Stunden als Tellerwäscher, das ist egal, aber so werde ich nicht reich. Und glücklich wohl auch nicht.

Endlich wieder – der Tellerwäscher ist zurück!

Als das Teleklingel fonte, sprang ich hochmotiviert aus den Federn, stürzte mich in meine Badeshorts und rannte ins Meer. Nicht etwa, weil ich mich ob dieses komischen Geräusches hätte ersäufen wollen, nein, auch rief niemand an, um mir schlechte Nachrichten zu überbringen, es war schlicht und einfach die Tatsache, dass ich heute mal wieder arbeiten durfte. Toll, wenn man noch so begeisterungsfähig für’s Tellerwaschen ist, was? *g*
Ein paar Kraulübungen später bibberte ich unter der Dusche, begrüßte die Mädels mit einem gut gelaunten „Einen wunderschönen guten Morgen euch beiden“ und spachtelte ein wenig Frühstück in mich hinein.


Arbeitsklamotten an, den Mädels einen tollen Tag wünschen und ab zur Gans. „The Goose“ ist nämlich das Restaurant, dessen Geschirr mir ständig durch die Lappen geht.
Eintönig war’s überhaupt nicht, auch wenn mir das Viele wohl nicht glauben werden, aber Justin, einer der Köche, machte den Morgen äußerst interessant. Schließlich will er in zwei Monaten nach Amsterdam ziehen, kennt dort keine Sau und wollte alles über Europa wissen, was der Unterhalt kostet, wie die Leute drauf sind und dergleichen, im Gegenzug servierte er mir fish & chips zum Mittagessen. Ein anderer Kollege stellte sich als fußballbegeistert heraus und wir quarkten über die WM. Und plötzlich war Feierabend. Lustig.


Liz holte mich ab, wir gurkten zur library und versurften volle sechzig Minuten, um hernach zurück an die beach zu brausen. Die Mädels chillten, ich ward gar tatendurstig und wollte mich wieder auf Jobsuche begeben, aber irgendwie wollte mich keiner. Schade drum. Mal gucken, wer mich demnächst anruft. Immerhin kam ich so mal in den Genuss, die Straßen von Busselton zu sehen, und ich muss sagen, das Städtchen hat schon was für sich. Gefällt mir. Will nur mehr Arbeit.
Als ich zurück kehrte, wartete dort Annie mit Audrey und einem Kofferraum voll Futter, sie hatte schon Angst gehabt, die Mädels nicht mehr zu sehen, weil diese wohl morgen verduften werden. Also gab’s ein dickes Dinner am Strand, die Reste wurden den Möwen zugeschmissen und Audrey und ich hatten eine Mordsgaudi dabei, diese Flatterviecher wieder zu verscheuchen. Man ist so alt, wie man sich fühlt, wa? *g*


Annie und Audrey verließen uns, und wir überlegten, was man wohl Tolles an meinem Abschiedsabend tun könnte. Ich war für vom-Jetty-hüpfen, aber das wollten die Mädels irgendwie nicht. Und sonst fiel uns nichts ein. Irgendwann begannen wir, Flaschendrehen zu spielen. Sehr lustig. Nicht so Kinderspielchen mit Küssen und so, sondern nur das richtig harte Zeug: Wer kann die Flasche am Öftesten drehen, wer kann sie andersrum drehen, wer kann sie am Höchsten werfen und trotzdem noch drehen, wer fängt sie wieder mit einer Hand auf, kann man sie besser beim Kicken oder beim Werfen drehen, warum kommt Wasser aus der Flasche, wenn ein Loch drin ist und all solche Sachen beschäftigten uns eine volle Stunde lang. Dann ward uns wieder langweilig.


Schließlich konnte ich die Mädels überzeugen, zur nächsten Tanke zu cruisen und M&Ms zu kaufen, jeder seine Lieblingssorte. Nur, leider war schon elf Uhr, und sowohl der Mäckes als auch alle Tanken im Umkreis von fünf km waren bereits geschlossen. Cooles Kaff.
Schweren Herzens knatterten wir zum Parkplatz zurück, räumten unser Bett frei und knackten ein. Ende.

18 März 2007

Mit Bomben und Trompeten

Nach einem ruhigen, verchillten Morgen ließen wir es so richtig krachen: Als Annie wider Erwarten doch nicht auf dem Markt zu finden war und die Mädels sich je ein neues Buch zugelegt hatten, relaxten wir auf einem schattigen Bänkchen und zockten. Bomberman. Fühlt man sich in alte Zeiten zurück versetzt, als noch ITG auf dem Stundenplan stand und man lernte, wie man ein Word-Dokument zu erstellen hat. Herrlich. „Wir“ waren in diesem Falle nur die Liz und ich, Conny zog ihren schmucken Schmöker den bösartigen Bomben vor. Irgendwann nach dem Mittagessen rief dann Annie an, wir packten zusammen und gasten zu ihr. Allerdings war Sonntag, der Second-Hand-Laden geschlossen und sämtliche, uns zur Verfügung stehenden Stühle waren bereits gestrichen. Also überlegten wir, was man sonst noch Sinnvolles anstellen könnte, und kamen auf – Bomberman! Und die Conny war voll am Start! Herrlich.


Es begann bereits fast zu dunkeln, als Josh anrief und mir meine Arbeitszeiten für die kommende Woche mitteilte. *Trommelwirbel* *Paukenschlag* 16h dürfe ich Teller waschen! Ein Witz! Viel Lärm um Nichts! Ich hatte mehr mit 40, vielleicht sogar 50h gerechnet, ich will hier schließlich Kohle machen und nicht Däumchen drehen!
Deprimiert klagte ich Annie mein Leid, endlich mal anders rum, ne? Sie grabschte sofort das Telefon, klingelte diverse Restaurants und Hotels an, wir hüpften ins Auto und ab ging’s zum nächsten Vorstellungsgespräch. Aus dem einen wurden fünf. Oder so. Alle ließen mich schwachsinnige Bewerberbögen ausfüllen, die kein Mensch jemals durchlesen wird, und meinten dann, sie würden sich in den kommenden Tagen melden. Bin ich mal gespannt drauf!
Nach einer Portion fish & chips für Audrey (die Tochter) begaben wir uns wieder nach Hause, zu Annie, wo mir Annie’s Ex-Mann mitteilte, dass die Mädels bei Bomberman kläglich gegen den PC versagt hätten. *harrharr* Deshalb hatten sie sich wahrscheinlich auch zum Fernsehen entschieden, wozu ich mich allerdings nicht begeistern ließ. Wir alle waren aber für ein wenig Ruhe, und begaben uns zur Findung dieser zurück an unseren geliebten Parkplatz am Meer…

17 März 2007

Warten auf Arbeit

Eigentlich wollte heute Josh anrufen, der Chefkoch, um mir meine Schichteinteilung für nächste Woche mit zu teilen. Bin ja mal gespannt, wie die ausschauen wird…
Aufgestanden sind wir frühmorgens, wollten Annie auf dem Markt besuchen und ich mich mal wieder im Internet der library auslassen. Annie war nur leider nicht auf dem Markt, und das Internet war ausgebucht – bis auf 10 Minuten, in denen es aber nicht funktionierte. Super Sache.


Also ein bisschen am Strand rumgechillt, uns mit den Möwen angefreundet und in den Tag hinein gelebt. Ich erstand auf dem Markt durch Zufall drei Muffins und einen Haufen Kekse für einen Dollar, das Mittagessen war gesichert. Und übrig ist auch noch was.
Als wir schließlich gegen drei Uhr mittags bei Annie antanzten, war sie gleich mal beleidigt, dass wir schon was gegessen hatten. Originalkoversation: „Hi Chris! Have you already had lunch?“ – „Yes, we did.“ – „Hey, I told you not to eat anything! ... Conny! Have you already had lunch?” – Yes.” – “ Liz, how about you?” – “Me too.” – “Are you hungry?” – “No.” – “All right, so I’m cooking some lunch now. What do you want?” – “Nothing.” – “Okay, so I make xxx (irgendwas Indonesisches). Do you want some noodles from yesterday with it?” – “No, thanks, we’re right.” – “Ok, I just gonna heat the xxx up...” Ja, und dann wurde erst mal gespachtelt. Ich glaube, ich werde fett. Denn dann kam der Hammer: Hat die gute Frau doch nun tatsächlich ihr Zimmer aufgeräumt, damit ich bei ihr schlafen / wohnen kann. Krieg nun 50% ihres Stockbettes und werde eine all-inclusive-Heimat haben. Wenn ich was zahlen will, darf ich das tun, wenn nicht, sei es nicht weiter wichtig. Bin gespannt, ob ich das überstehe, weil bisweilen kann sie mit ihrer Hyperaktivität schon nerven! Aber egal, ich bin hier, um Geld zu machen, und deshalb warte ich nach wie vor auf den Anruf von Josh…


Wenn ihr Ex-Mann daheim ist, was er fast immer ist, müssen wir zum Essen raus, damit er nichts hört, wenn wir uns mit ihm unterhalten, werden wir sofort danach ausgefragt, über was die Konversation denn so ging und dergleichen Scherze mehr. Die Tochter wird dafür immer zutraulicher, gibt mir immer five und labert lustig mit uns, hüpft um uns rum und fühlt sich wohl. Wir finden das nicht so toll, da wir eigentlich Stühle anmalen sollen und ihre Patschehändchen nicht wirklich verewigen möchten. Die sind inzwischen aber überall, schwarz auf den weißen Stellen und weiß auf dem Polster. Prost Mahlzeit.


Nach geschätzten drei Stunden Arbeit war Feierabend und wir mampften Curry Chicken mit den Nudeln von gestern, Resten von heute Mittag, viel Salat, Obstsalat und als wir dann so richtig voll waren, wollte sie uns noch Pudding andrehen. Wir sagten ab. Und sie hielt sich sogar dran!
Gemampft wurde natürlich draußen. Das ist zwar schon voll chillig, hier isses ja warm genug, aber auch irgendwie wieder komisch. Mal schauen, wie das wird, wenn ich hier so einziehe…
Im Anschluss gab’s wieder einen Film, außerdem bestand Annie drauf, dass wir den Van doch bitte vor der Tür stehen lassen sollen. Nettes Angebot. Wir zogen es allerdings vor, ein bisschen Seeluft zu schnuppern, und pötteten wieder zurück zu unserem Stammplatz am Meer.

Mein erster, freier Tag

Heute rief keiner an. Heute durfte ich ausschlafen. Bis halb neun, schließlich wollte ich noch in die Bibliothek, bevor wir uns für halb elf bei Annie zum Brunchen verabredet hatten. Müsli und Toast gab’s, mit Erweiterungsoption für Nüsse, Kekse, Kuchen… ich werde wieder fett! Habe beschlossen, ich muss hier schnellstmöglich einen Fußballverein oder etwas Ähnliches finden.
Annie musste ihre Sachen für den morgigen Markt vorbereiten, und deshalb ging’s erst einmal shoppen. Für gerade mal 220$ kauften wir ganze drei Einkaufswägen voll Zeug. Unglaublich. Ist man als backpacker nicht gewohnt. Und wir durften in den Wagen schmeißen, wonach auch immer uns der Sinn stand.


Den Begriff „Brunch“ hat Annie wohl noch nicht verstanden, nach unserer Rückkehr gab’s erst mal Mittagessen. Hähnchen und Salat und so. Grausam.
Als Annie das große Backen begann, begaben wir Deutschen uns nach draußen, um ein wenig bezahlte Arbeit zu verrichten: Stühle anmalen. Stühle, die Annie bereits aus zweiter Hand für ihr geplantes Café erstanden hat, deren Enden ein wenig angerostet waren, abschmirgeln, abwischen und anmalen. Eigentlich total gechillt, der Laptop dudelte lässige Mucke und die Sonne schien warm auf die Erde hernieder.


Mehrere Pausen machten den Job noch cooler als erwartet, nur wegen der Bezahlung wurden wir noch nicht so recht informiert, Benzin will sie uns zahlen und essen und so. Soll heißen, kann sein, dass wir also schon längst bezahlt worden sind. Wer weiß?
Als ich nebenbei erwähnte, ich müsse mir noch ein Arbeitsoutfit zulegen, führte uns Annie zu ihrem Schuppen und überhäufte uns mit Bergen von Kruschd, Klamotten in allen Größen, Formen und Farben, Handtücher, einem Bettbezug und zwei Zelten. Der Hintergrund? Sie hat schon mal versucht, sich als Boutiquebesitzerin selbständig zu machen, aber der Versuch ist kläglich gescheitert, sie hat 50 000$ verloren und sitzt nun auf einem Berg Klamotten, mit dem sie nichts anzufangen weiß. Mein Vorschlag, das alles dem OP-Shop zu schenken, wurde aber auch nicht angenommen. Egal.


Es war Zeit für’s Abendessen: Nudeln gab’s diesmal, mit Frühlingsrollen, genug für acht Leute, wir waren vier. Die Hälfte blieb übrig. Und den Pudding, den sie uns noch versprochen hatte, ließ sie vorsorglich schon mal gleich im Kühlschrank stehen, machte sich statt dessen lieber Sorgen, ob sie uns mit ihrem Gekoche nicht langweile oder gar auf den Geist gehe. Komische Frau.
Da Annie uns stets um sich haben will, um nicht alleine zu sein, knatterten wir zur Videothek, pumpten uns einen Film und guckten den noch in aller Ruhe im Zimmer ihrer Tochter an, da ihr Mann das Wohnzimmer belagerte.
Mit dem Kollegen hatte ich des Abends allerdings ein paar gute talks, wir verstanden uns prächtig, ich finde ihn supernett und er gab mir auch gleich seine Mailadresse, damit ich ihn über den weiteren Verlauf meiner Reise informieren kann. Where’s the problem?
Schließlich fuhren wir unser Zuhause nach Hause, also den Woolly zu jenem Parkplatz, den wir in den letzten Tagen so lieb gewonnen haben, und warfen uns in die Koje. *schnirch*

16 März 2007

Annie

Diesen Tag widme ich Annie. Annie Hafarni kommt ursprünglich aus der indonesischen Königsfamilie, entsagte allerdings durch die Hochzeit mit einem Australier ihrem Titel. Mit Neunzehn wanderte sie hierher aus, um in einem westlichen Land eine gläubige Christin zu werden. Es folgten viele harte Jahre des Studiums, die sie sich nebenher mit Trauben pflücken finanzierte, auch putzen und kochen waren ihr Recht, um an Geld zu kommen. Nun ist sie studierte Übersetzerin und begeisterte Köchin, arbeitet drei Tage die Woche im Restaurant, zwei Tage als Putzfrau in einem Hotel, einige Stunden als Lehrerin, am Wochenende verkauft sie auf dem Markt selbst gebackene Plätzchen und Frühlingsrollen, und nebenher ist sie auch noch liebende Mutter dreier Kinder. Von denen wohnen allerdings zwei bei ihrem Ex-Ex-Mann in Margaret River, ca. 50 km von hier, und die Jüngste, gerade mal vier Jahre alt, erlebt hier den Ehekrach ihrer Eltern. Annie hat sich nämlich gerade mit ihrem zweiten Ehemann verkracht, bzw. sich von ihm scheiden lassen, weil er sie betrogen hat. Und sie gleichzeitig ihn, aber das findet sie in Ordnung.


Ihr Lover hat sich inzwischen aber scheint’s mit ihrem Ex-Mann verbündet, und sie fühlt sich von der Welt betrogen, wollte an jenem Abend, da wir sie kennen lernten, sogar Selbstmord begehen. Ein Glück, dass wir zur rechten Zeit am rechten Ort waren. Seither sind wir ihre besten und wohl auch drei ihrer einigen Freunde, sie bemuttert uns allerliebst, kocht, fährt uns herum, zahlt unseren Sprit… und erzählt uns nebenher ununterbrochen von ihrer miserablen Situation und ihren Zukunftsträumen: Nächste Woche will sie nämlich ihren Ex-Mann endgültig aus dem Hause verbannen, damit er nicht ständig Sachen nach ihr schmeißen und sie beleidigen kann. Dann wird sie einige Jahre hart arbeiten, in all den Jobs, die ich bereits erwähnte, um mit der verdienten Kohle ihr eigenes Café zu eröffnen, in Margaret River. Sobald das geschehen ist, lernt sie ausreichend Manager, Köche und Bedienungen ein, wir haben dort einen sicheren Job, wenn wir mal wieder kommen, und sie widmet sich voll und ganz der Kreation ihres Kochbuches. Das wird 99 Seiten dick, beinhaltet Gerichte aus aller Welt und wird in einer riesigen Auflage von 10 Millionen Stück erscheinen. Das verkauft sie dann rund um den Globus und setzt sich zur Ruhe, im Alter von 44 Jahren will sie Frührentnerin werden. Folglich hat sie noch sieben Jahre zu schuften. Wenn ihre Tochter dann 20 ist, also in 16 Jahren, beginnt sie eine Weltreise und kommt nie mehr wieder, bereist Europa, Kanada, Asien… das Geld dafür bekommt sie aus den Einnahmen des Cafés und aus der Vermietung ihrer vier Häuser, ferner ist sie willig, auf Reisen alle Arten von Jobs zu tun, vom Putzen über’s Kochen bis hin zum Lehren. So schaut’s aus.


Um mal ein bisschen subjektiver zu werden: Annie ist superlieb, aber leider komplett verwirrt. Ihr Autofahrstil ist grausam, alle zwei Minuten Klimaanlage an, Fenster hoch, und 120 Sekunden später das Ganze wieder rückgängig. 10 Sekunden beschleunigen, dann fünf Sekunden den Fuß vom Gas, und so fort. Fragen beantwortet sie nicht wirklich immer, keine Ahnung, ob das an unserem Akzent oder an ihrem Verständnis liegt, ihre Situation schildert sie generell jedes Mal auf’s Neue, könnte ja sein, dass wir irgendwas seit dem letzten Treffen vergessen haben. Wie viel genau man ihr glauben kann, vermag ich nicht zu sagen, bei unserem ersten Treffen hatte sie drei Autos, am Tage drauf waren es vier, gesehen haben wir erst zwei, ihr Ex-Mann macht auf uns einen superfreundlichen Eindruck, sie erzählt generell nur Schlechtes über ihn, um uns im nächsten Satz einmal mehr weis machen zu wollen, sie glaube an Gott und würde niemals schlecht über Menschen reden, weil man so was nicht tut. Aber man muss schon sagen, durch sie haben wir Abwechslung, sie hat uns Jobs besorgt und kümmert sich so mutterhaft um uns, dass wir uns über vernachlässigbare Fehler nicht beschweren werden. Und das Beste an ihr: Sie würde mich auf der Stelle heiraten, wenn ich nur wenigstens mal zehn oder auch zwanzig Jahre älter wäre. *g*


Der Tag begann etwas hektisch, kurz nach dem Erwachen bemerkte ich drei entgangene Anrufe und acht neue SMS auf meinem auf lautlos gestellten Handy, alle waren von Annie. Die Anrufe sagten mir nichts, und die SMS waren komischerweise alle leer. Also textete ich sie mal an, um wenige Minuten später von ihr zu erfahren, dass ich bitte jetzt im Café zu erscheinen habe. *harrharr* Hab dann erst mal gefrühstückt, mir Handschuhe gekauft und kam mit einer knappen Stunde Verspätung an. Hat aber keinen gestört, außer halt mich, weil das Geschirr schon auf dem Boden rum stand und darauf wartete, gespült zu werden. Hab sie auch alle lieb.
Nach 5h und 40min teilte mir Annie mit, ich dürfe heute so lange arbeiten, wie ich wolle, sogar bis Mitternacht. No worries, dachte ich. Nach 5h und 55min trieb sie mich zur Eile an, wir müssten hier unbedingt raus, ich solle alles stehen und liegen lassen, ihre Arbeitsfläche putzen und verschwinden. Nach 6h verließen wir den Laden. Der Grund? Ähhm… da wäre wohl ein Manager gewesen, der es nicht gerne sieht, wenn sie Überstunden macht. Das würde mich nicht betreffen. Ich müsste nur mit, weil… na ja… hey, hat dir die Arbeit heute gefallen? Minimal verwirrt, die Gute.
Egal, dafür hat sie mich während des Putzens stets mit Frühlingsrollen, Pommes und Croissants versorgt, während mir der Koch ne feine Suppe mit Brot zuschob, und zur Krönung gab’s auch noch ne heiße Schoki von der Bardame. Der Job ist geil. Ist doch toll, wenn man sich sogar für’s Teller waschen begeistern kann, oder? *g*


Auf ging’s zum Van, die Mädels abgeholt, und dann zeigte uns Annie ihr Zuhause. Ihr Mann saß friedlich auf dem Sofa, tippte auf seinem Laptop herum und die kleine Tochter war so schüchtern, dass sie kein Wort mit uns reden wollte.
Annie stapelte haufenweise Kekse auf einen Tisch, stellte drei Stühle außen rum und ließ uns futtern. Als wir dann pappsatt waren, kam noch ein Dattelkuchen hinterher, aber sie selbst setzte sich fast gar nicht zu uns. Musste sie doch immer herum rennen, Gastgeberin spielen, ein paar Worte mit ihrem Mann wechseln, sich um die heulende Tochter kümmern und sich schließlich bei uns ausheulen, als ihr Lover scheint’s per Handy mit ihr Schluss gemacht hatte. Wir fühlten uns mehr als unwohl.


Schließlich begann es zu dunkeln, wir wollten gehen, aber Annie wollte das nicht. Statt dessen lockte sie uns mit einer Einladung ins Kino, stopfte uns alle in ihr Auto und ab die Post nach Bunbury, 50km nördlich. Unterwegs machte sie sich stets Sorgen, ob die 20 verbleibenden Liter Sprit im Tank auch tatsächlich reichen würden, während unsere Mägen auf’s Härteste mit ihrem Fahrstil zu kämpfen hatten.
Am Kino angekommen, hatte Annie ihre Einladung schon wieder vergessen, wir zahlten unsere Karten und machten uns im „Wild Hogs“-Saal breit, vier Mittvierziger, die beschließen, auf ihren Motorrädern noch mal quer durch die Staaten zu brummern. Dad, das machen wir auch noch! Egal, ob mit einer geführten Tour oder auf eigene Faust!
Film war toll, und Annie war so glücklich, dass sie uns anschließend zur Pizza einlud, die uns allerdings auf der Heimfahrt auch schon fast wieder hoch kam.
Egal, wir erreichten unser home heile und schmissen uns müde in die Federn. Toller Tag!

14 März 2007

Der Tag eines Tellerwäschers

Hochmotiviert ging’s raus aus den Federn, Frühstück rein und ab in die Bibliothek, bisschen surfen gehen. Ferner sollte ich ja meinen Lebenslauf und sonstige Bewerbungsmaterialien ausdrucken, um sie am Nachmittag dem Chef vorlegen zu können.
Mitten währen des tollsten Surfvergnügens rief Annie an, die nette Dame von gestern, um mir mit zu teilen, dass ich den Job habe. Hatte sie zwar gestern schon gesagt, aber nun. Als Tellerwäscher dürfe ich beginnen, um mir in kürzester Zeit den Weg zum Millionär frei zu scheffeln. Hab natürlich gleich zugesagt, man muss in seinem Leben mal Teller gewaschen haben, sonst hat man nicht gelebt. Oder man wird halt kein Millionär, ne?


Weiß auch nicht genau, warum, aber ungefähr eine Stunde vor dem Vorstellungstermin fühlte ich dann ein lustiges Kribbeln im Bauch, wie ich das eigentlich nicht kenne. Wozu auch? Der Job war mein, ich sollte nur hingehen, meine Blätter auf den Tisch pfeffern und fertig. Na ja, wahrscheins war ich aufgeregt, weil es mein erstes, wirkliches Vorstellungsgespräch im Ausland war, und dann auch noch auf Englisch!
Die Mädels fieberten mit mir, wir futterten Salatbrot und spielten zur Ablenkung ein wenig Karten, bevor ich mich dann nach bester Backpackermanier herausputzte, weißes Longsleeve raus und lange Hose dazu, und meine weißen Sneakers durften nicht fehlen! Kam mir ein ganz klein wenig overdressed vor, als ich so die Uferpromenade entlang schlurfte, vorbei an Surferboys und Bikinichicks, begleitet von zwei heißen Schnitten… was will man mehr?


Das Café ist wohl das Nobelste hier in Busselton, direkt am Strand, mit Blick auf den längsten Holzjetty südlich des Äquators und so.
Ich trat ein, die Mädels zogen es vor, draußen zu bleiben, wollten keinen schlechten Eindruck hinterlassen. Beim Barkeeper erkundigte ich mich nach Annie, setzte mich und wurde auch sogleich von einer netten Kellnerin als neuer Kollege angesprochen und dementsprechend bedient, es kam ein Tee in einer Kanne, die ich erst nach mehrminütigem Studium zu Bedienen verstand, und generell erschien mir das Café ein bisschen über meinen Verhältnissen zu liegen. Aber: Who cares?
Annie kam, sagte, ich habe den Job und schleifte mich in die Küche, um mich unterwegs allen Kellnerinnen, den Barkeepern und Köchen vor zu stellen. Aber ohne Zeit zu verlieren ging’s weiter ins Büro, die Sekretärin sollte mich auch kennen lernen, gab mir einen Haufen Schreibkram und meinte, in einer Stunde beginne meine Schicht, ich solle mich bitte beeilen und das Zeug ausfüllen. No worries.


Ab ging’s, zurück Richtung Van, aber der war schon weg! Annie half mir, ein gutes Dutzend Blätter über mich, meine Bank, meine Rentenversicherung und all so nen Kram aus zu füllen, ich textete in der Zeit die Mädels an, sie sollen bitte schnellstmöglich von ihrer Shoppingtour zurückkehren, schließlich konnte ich unmöglich in langen Klamotten arbeiten! Und dann noch in meinen Feinsten…


Die Mädels kamen, der Papierkram war fertig und Annie fuhr mich zurück ins Café, Schürze an und schon wurde ich eingelernt wie man eine Spülmaschine bedient. Da stand ich nun, etwas überrascht von der raschen Abfolge der Ereignisse, Spülmaschine auf, Zeuch rein, Spülmaschine zu, Spülmaschine auf, den Kollegen fragen, was wohin kommt und wieder von vorne. Abwechslung brachten die Kellnerinnen, die immer herein rannten, ihr Zeug abluden, sich vorstellten und wieder von dannen pesten, die Köche, die alle ein paar lässige Sprüche auf Lager hatten und natürlich mein Tellerwäscherkollege, der grade auf seine Europareise spart.


Elf Uhr war Schicht im Schacht, sechs Stunden reichten für’s Einlernen, meine Finger waren so weiß wie… na ja… wie nach einem sechstündigen Wasserbad halt und fühlten sich dementsprechend schrumpelig an.
Auf dem Parkplatz fand ich den Van leer, die Mädels saßen im Nachbarauto bei… Annie! Hatten sie doch gemeinsam einen Kaffee getrunken, mir durch die Fenster beim Arbeiten zugeschaut und sich anschließend zum Schwatz im Auto zusammengesetzt. Ich pflanzte mich gleich mal dazu, wurde mit Kuchen und Minimuffins überhäuft, ließ mich über die Geschehnisse des Tages informieren und wurde eingeweiht, dass eine der Kellnerinnen mich gleich mal als „hot“ beschrieben hatte, wie ich da so mit meinen „blue eyes“ und dem „sweet German accent“ Teller gewaschen habe. Welche der Bräute es war, wollte mir keine der drei Damen verraten. Schade eigentlich.


Annie musste heim, irgendwann nach Mitternacht, um nach ihrem vierjährigen Mädel zu gucken, und wir warfen uns in die Heia, gespannt auf die Dinge, die uns da in den kommenden Tagen zu erwarten schienen…

Chris im Glück

Lecker, lecker Müsli mit feinem Blick auf’s Meer ließ den Tag köstlich beginnen. Auf’s Schwimmen verzichteten wir, denn als auch hier die Bibliothek wieder harte Münzen auf dem Tresen für ein bisschen virtuelles Surfvergnügen sehen wollte, waren wir mit dem Ort beleidigt und fuhren weiter. Ziel: Margaret River.
Bekannt für seine gigantischen Surfstrände, mussten wir erst mal enttäuscht fest stellen, dass… ja, dass das Internet nicht kostenlos war. Die Touriinfo empfahl uns ganz viel Kunst und Wein, wir hatten keinen Bock auf so nen Kappes und fuhren zurück zu Lake Cave, tatsächlich, ein See in einer Höhle.
War eine ziemlich eindrückliche Erfahrung, wofür wir siebzehn unserer sauer verdienten Dollars liegen ließen, prächtige Farbspiele ließen mich vor Mutter Natur in Ehrfurcht hernieder sinken, auf eine Holzbank, während unser Führer uns alles Mögliche über Vergangenheit und Zukunft dieses bezaubernden Ortes erzählte.


Zurück am Tageslicht stärkten wir uns mit leckeren Salatbroten und begafften die Canal Rocks, Gesteinsformationen, die halt im Meer stehen. Unspektakulär für den erfahrenen Reisenden, der totale Reißer für den unerfahrenen Local. Eigentlich suchten wir eine Surfbeach, fanden taten wir ein ruhiges Strändchen, was immerhin zum Ballspielen zu gebrauchen war. Machten uns auch gleich einen neuen Freund, einen Streunerhund, der mit uns spielte. Ungeachtet der bösen Blicke der anderen Strandgäste, die uns nur allzu gerne auf das Hundeverbotsschild hingewiesen hätten, planschten wir vor uns hin, duschten und setzten unsere Reise fort.


Dunsborough war der nächste Stopp, und einfach aus einer Laune heraus erkundigten wir uns nach einer Pizzeria und tafelten dort gar fürstlich. Wer hätte ahnen sollen, dass dies unsere Henkersmahlzeit werden würde?


Mit vollem Bauch fährt es sich gut Auto, und alsbald standen wir in Busselton, neben dem längsten Holzjetty der südlichen Hemisphäre!!! Schon geil. Sind erst mal die 1,85km rausgewandert, um fest zu stellen, dass am Ende dieses Jettys tatsächlich jemand lebt! Sachen gibt’s… Wenige Fotos später ging’s auch schon wieder zurück, schon toll, dass der nachts einfach gratis ist. Tagsüber muss man nämlich angeblich Eintritt bezahlen.


24h-Toiletten ermutigten uns, über Nacht dort zu bleiben, und wenn das kein Glücksgriff war, so möchte ich fortan Helmut heißen…
Mitten in unserer Kartenrunde wurden wir auf lautes Frauengezeter aufmerksam, draußen schien eine Dame ihren Ehekrach am Handy auszutragen. Als ich die Gute wenige Minuten später auf einer Treppenstufe heulen sah, konnte ich einfach nicht anders, schrieb geschwind „Life is beautiful“ auf eine herumliegende Postkarte und drückte sie ihr in die Hand.


Die Mädels überlegten noch, ob sie sich dadurch vielleicht verarscht vorkommen könnte, aber als ich dann fünf Minuten lang von der Indochinesin umarmt und nebenher gesegnet wurde, wusste ich, dass ich alles richtig gemacht hatte. Aber es ging noch weiter: Nachdem ich aufgeklärt worden war, dass ihr Mann sie gerade hintergangen hatte und sie nun nicht wüsse, was mit den drei Kindern, den drei Häusern und den drei Autos geschehen sollte, wollte sie sich unbedingt bei mir revanchieren und bot mir sofort einen Job an, schließlich ist sie Chefköchin im örtlichen Nobelrestaurant! Ich sagte ja, sie gab mir 10$, damit ich meinen Lebenslauf ausdrucken könne, wir tauschten Nummern und verabredeten uns für morgen auf drei. Bin ziemlich gespannt, was mich da erwartet, aber der Job wurde mir schon garantiert! Party! Ferner konnte die Frau ob der Postkarte wieder lächeln und beteuerte mehrere Male, dass das das Tollste sei, was ihr hätte passieren können. Ich bin sehr stolz auf mich, müsst ihr wissen.


Gekickt vom Adrenalin war an Schlaf nicht zu denken, und nachdem ich den Mädels noch eine halbe Stunde lang meine Visionen von meiner Millionärskarriere und sonstigen Träumereien vorgebrabbelt hatte, ließ ich sie endlich in einen sanften Schlaf entgleiten und begab mich, in eine sexy Boxershorts gekleidet, auf einen Nachtspaziergang, den Strand entlang, zu meiner künftigen Arbeitsstätte und zurück. Und irgendwann schlief auch ich selig ein…

12 März 2007

Mein Freund, der Baum

Bei Tageslicht sah der Ort hingegen wunderschön aus, der blaue Himmel und das gleißende Sonnenlicht gaben ein gar anmutiges Bild ab, als sie sich im Wasser des Flusses widerspiegelten.
Die BBQs funktionierten diesmal, und ein paar Toasts später reisten wir zurück zum Tree Top Walk, um als drei der ersten heutigen Besucher in waghalsige Höhen hinauf zu klimmen. Die Rentner, die außer uns noch dort oben herumeierten, fanden es wohl nicht so lustig, als wir ausprobierten, wer zuerst seekrank wird und das Stahlgerüst kräftig zum Schwanken brachten, aber man kann’s ja nicht jedem Recht machen… *fies, oder?*


Der bodenständig angelegte Ancient Empire Walk brachte uns in den Genuss riesiger Bäume, die einen Umfang von bis zu 20m erreichen können. Und das Tollste war, dadurch, dass diese Bäume über die Jahre von Feuer, Pilzen und Insekten gefuttert worden waren, waren ihre Stämme ausgehöhlt und gigantisch anzusehen. Schon irre, wenn man unter so einem Bäumchen sogar sein Auto parken kann!


Da wir den Tag also schon den Bäumen verschrieben hatten, führte uns der weitere Weg zum Diamond Tree. 52m hoch ragt dieser Baum weit über alle seine Kollegen hinaus, und obendrauf steht ein kleines Häuschen. Früher benutzte man solche Baumgiganten, um Buschfeuer zu entdecken und zu orten. Heute sind sie eine Touriattraktion, und obendrein auch noch eine kostenlose… Alles, was man braucht, ist eine ganze Menge Mut, und im besten Falle hat man auch noch geeignetes Schuhwerk an den Füßen. Der Mut war nicht das Problem, das Schuhwerk schon eher: Die Mädchen versuchten es mit Flip-Flops, ich beachtete das Warnschild am Boden und tat es… barfuß. Raffiniert.


Ungefähr einen Meter lang sind die Metallstäbe, die in den Baum hinein gehämmert wurden, ungefähr 40cm ist der Eine über dem Anderen, und je weiter man nach oben kommt, desto horizontaler wird ihre Anordnung. Hammerhart. Der Mut verließ uns zwar nicht, und so erreichten wir alle glücklich die obere Plattform, aber wir hatten alle gut Mores, das kann man schon sagen! Das etwas ältere Pärchen, welches es nach uns versuchte, gab auf halbem Wege auf…
Der Blick von oben war mehr oder weniger öde, eigentlich eher mehr, außer Bäumen konnte man nicht viel vom Wald entdeckten. Warum baut man denn dahin bitte eine Aussichtsplattform??? *g*
Der Weg nach unten war noch mal etwas schwieriger, obwohl uns die Schwerkraft natürlich nach bestem Vermögen zu unterstützen suchte, und meinte Füße schmerzten bei jedem Tritt mehr. Doofer Christian.


Auf dem Boden der Tatsachen gönnten wir uns erst mal wieder das traditionelle Salatbrot, bestiegen unser rollendes Haus und machten uns auf den Weg an die Westküste. Ein bisschen Shopping und viele, viele Kilometer später waren wir zwar noch nicht an der Westküste, dafür im ersten Ort seit Überschreitung der westaustralischen Grenze, in dem wir wieder kostenloses Internet fanden! Zwar nur zweimal eine halbe Stunde, welche sich die Mädchen teilten, aber mal besser als gar nichts. Ich durfte während dessen wieder meinen Laptop aufladen und ein paar Texte tippen.


Nachdem ihr also alle wieder auf dem neuesten Stand ward, setzten wir uns wieder in den Woolly und rauschten nach Cape Leeuwin, der Ort, an dem der indische Ozean auf jenen des Südens trifft, und ein Leuchtturm die Schiffe vor dem auf-Riff-laufen warnt. Weniger Meter daneben stand auch noch die angeblich meistfotografierte Attraktion Westaustraliens, ein versteinertes Wasserrad. Habe ich noch nie auf irgendwelchen Fotos gesehen, aber nun, man glaubt nun mal dem Zeuch, was Reiseführer so von sich geben.


In Augusta fanden wir schließlich einen netten Parkplatz zum Übernachten, direkt am Meer, mit BBQ, Klos und Duschen, und als highlight war sogar unser Skattisch noch erleuchtet. Sonst noch Wünsche?

11 März 2007

Ein Flirt, ein bisschen Jobsuche und gratis Leckereien

Der Morgen begann heute erst um 10, dafür aber mit leckeren Miniaturpfannkuchen. Frei nach dem Motto „Klein, aber fein“ hatten die Mädels den Durchmesser auf geschätzte fünf Zentimeter reduziert, sozusagen, um Belag zu sparen. *harrharr* Nein, lag an der Beschaffenheit des BBQs. Hey, aber mal ehrlich, auch, wenn das so klingt, als wie wenn die Mädels immer nur kochen und ich nebenher Däumchen drehen täte, so wirklich war ist das nicht. Bisweilen brutzele ich auch was Feines, aber meistens bin ich statt dessen für Informationsbeschaffung zuständig, immer lustig auf der Straße Leute anquatschen und mit den Damen von der Touriinfo flirten.


So auch wieder heute Morgen, als die grauhaarige Dame meinem Augenaufschlag nicht widerstehen konnte und mir bereitwillig Auskünfte über die Jobsuche hier in Dänemark gab. Zur vorzeitigen Krönung des Tages brachte ich die Gute sogar dazu, ihren Wasserkocher und sogar den Kühlschrank lahm zu legen, damit wir meinen Laptop und Connys Batterien wieder aufladen konnten. *lol* Da zweifle noch einer an meinem Charme, wa? *g*
Nach dem Frühstück ging’s also auf Jobsuche, die Mädels meinten, so eine Woche Arbeit könne auch ihrem Portemonnaie nicht schaden, und so standen wir alsbald vor einem freundlichen Frauchen einer Pilzfarm, jener Farm, die uns der Hippie gestern empfohlen hatte. So direkt gab’s zwar keine Anstellung, aber Telefonnummern und Namen haben wir mal hinterlassen, um anschließend zur Käsefarm zu pötten, hatten wir doch erfahren, dass Käseproben kostenlos sind. Der Wein war es auch, aber wir trinken ja keinen Alkohol.


Mensch, sind wir toll. Der Käse war schließlich derart überzeugend, dass wir uns gleich mal ein paar Grämmchen kauften und zum Mittagessen auf Baguette verzehrten. *yummiyummiyummi*
Als uns auch die Traubenfarm keinen Job vermitteln wollte, beschlossen wir, Dänemark den Rücken zu kehren, machten noch schnell ein 10-jähriges Mädchen glücklich, was grade Geburtstag feierte und deshalb bei uns auf dem Van unterschreiben durfte, begafften wenige Minuten Green’s Pool, noch mehr Meer und weiter ging die Reise zur Toffee factory, da gibt’s nämlich gratis Toffee. Fand ich aber gar nicht lecker, außerdem hat’s mir den Appetit verschlagen, als ich merkte, dass meine Kamera verschwunden war.


Viel Suchen half da nichts, aber ein bisschen Nachdenken brachte mich auf den Gedanken, dass mir der Flirt mit der Touridame die Sinne verwirrt haben könnte. Also doch wieder zurück nach Dänemark, und, siehe da, da lag meine Cam noch auf dem Tresen. Die Frau gestand, dass sie sie gar nicht bemerkt hatte, aber erkundigte sich einen Augenblick später herzerweichend, wie denn meine Jobsuche laufe, ob ich schon fündig geworden sei und ob sie mir noch was helfen dürfe. Unglaublich süß. Hätte fast um ihre Hand angehalten. Was sind schon 40 Jahre Altersunterschied??
Eigentlich wollten wir nun den Tree Top Walk entlang schlendern, eine Stahlbrücke auf bis zu 40m Höhe zwischen gigantischen Bäumen, doch verpassten wir die geöffnete Phase der Attraktion um exakt eine Minute. Oder zwei…


Also weiter nach Nornalup, einem Dorf, das diese Bezeichnung nicht verdient, aber immerhin einen hübschen Flusszugang hat, neben dem wir unseren Woolly postierten. Für Toiletten, Duschen und BBQs war gesorgt, wir chillten in der Nachmittagssonne, die Mädels mit Buch und ich mit PC, futterten Wraps, und ich durfte, trotz stets noch schmerzender Ferse, Liz’ Taschenmesser in einer waghalsig-halsbrecherischen Aktion aus dem Fluss retten, was Conny gekonnt versenkt hatte. Okay, der Fluss war keinen Meter tief und auch relativ warm, aber da schwammen riesige Ungetüme drin rum, die mich liebend gern zum Abendessen verspachtelt hätten! Statt dessen gaben sie sich auch mit den Kekskrümel zufrieden, die wir ihnen zubröselten… ;-)


Ja, und mit der Dunkelheit kam ein gar grausames Gruseln über die Gegend, sodass schweißbringende Schauder uns überliefen. Also, die Mädels fanden, es sei der gruseligste Ort, an dem wir je gecampt hatten, weil alles so dunkel war, und ich machte mir einen Spaß draus, indem ich Steine auf’s Klodach warf und schaurige Sachen wie „Buuh!“ sagte. Männer
können voll fies sein, oder? *g*