25 März 2007

Ein Barkeeper auf dem Footie-Oval

Obwohl ich gerne viel arbeiten möchte, musste ich heute Morgen Josh absagen, als ich auf dem Weg in die Stadt war. Schließlich war Samstag, nicht nur Tag des Footies, sondern auch meine Premiere als Barkeeper!
Annie fuhr mich in Eile zum Oval, weil sie gleich darauf nach Margret River düste, um ihren Sohn bei einem Musikkonzert zu bejubeln.
Das Footiespiel war toll, ich finde richtig Spaß an der Sportart, auch, wenn ich nicht gespielt habe. Aber es ist ein verdammt schneller Kick, mit Bolzen, Boxen (den Ball) und dem sich-auf-andere-drauf-werfen. Am Montag ist Training. Bin gespannt, ob ich da frei habe.
Zum BBQ reichte es mir leider nicht mehr, dadurch, dass Annie nicht da war und das Fahrrad noch genauso kaputt wie bei meiner Ankunft, musste ich nach dem Abpfiff los laufen, um rechtzeitig zur Arbeit zu erscheinen. Die Jungs wollten alle noch ein Bierchen zischen, weshalb mich auch keiner fahren wollte / konnte.


Eine schlappe halbe Stunde zu früh kam ich an, wechselte meine Klamotten in tiefes schwarz und stellte mich lässig hinter die Theke. Einige Leute wollten von mir was haben, ich wusste nur nicht was, aber das war auch nicht wichtig. Ich erklärte einfach jedem so lange, dass gerade mein erster Arbeitstag begonnen hatte, bis eins der Mädels angesprintet kam und mir aus der Patsche half. Meine Güte, hab ich mich amüsiert. Als nach geschätzten zwei Stunden der eine Teil der Bar geschlossen wurde, ward es mit einem Schlag sehr, sehr ruhig. Ich dachte, Samstagabend sei das hier die totale Partylocation, aber Paul, der Meister der Flaschen, erklärte mir, dass sich hier nur freitags die ganzen jugendlichen Single-Chicks in meinem Alter aufhalten. Na, da war ich wohl 24h zu spät. Oder halt 144h zu früh. Whatever. Jedenfalls hat die Theke ungefähr die dreifache Länge der mir bekannten Tanzschulbar, allerdings sind samstags nur ein Drittel der Leute anwesend. Soll heißen, es war eigentlich nichts los. Paul, der mich gleich lieb gewonnen hatte, weil ich so ein tolles Gedächtnis habe und außerdem bemerkt hatte, dass die Bacardi-Flaschen zur Neige gingen, erklärte mir die Kasse und die Bar. Da er aber zu tun hatte, wies er mich an, ein paar Chips zu knabbern, den anderen Bardamen auf die „Finger“ zu gucken und insgesamt einfach ein bisschen das Flair dieser Theke zu schnuppern. Alle halbe Stunde füllte ich ein halbes Tablett mit leeren Gläsern und stellte es ganz stolz neben die Spülmaschine. Meine Herren, war ich im Stress!


Die Mädels sind alle lässig, erklärten mir, welche drinks man wie mixt (ich als Anti-Alki hab da ja mal voll den Nachteil!!) und wie man sie in diese Kassengeräte eintippt. Bisweilen durfte ich ein Bier ausschenken oder mir eine Cola holen. Einfach immer so tun, als sei man grade schwer beschäftigt. Und wenn das nicht geht, mit den Kunden labern, ihren Slang kennen lernen und versuchen, halb angetrunkenen Poolspielern den Wunsch von den Lippen abzulesen, weil die Liveband sämtliche Schallwellen in diesem Raume für sich beanspruchte. Das ist ein Leben.


Um elf Uhr kam dann Annie vorbei, also der Türsteher teilte mir mit, dass draußen meine asiatische Freundin stünde, und ich sagte ihr, dass ich noch knappe zwei Stunden voll beschäftigt sei, sie könne schon heim fahren. Zwei Stunden später saß ich dann mit Paul an der Bar, sein vorletzter Arbeitstag, wir knabberten Chips und laberten mit der Sängerin der Band, die mir die Reise nach Darwin äußerst schmackhaft machte.
Als ich die Bar dann um ein Uhr morgens verließ, sowohl des Flairs als auch der Uhrzeit wegen stark an Vögtler’s Besitztum erinnert, stand Annie immer noch draußen! Also, sie saß, im Auto, und war auch schon eingepennt, aber ich fand’s total süß, wie sie mir dann zu erklären versuchte, dass sie mich doch schon fast als Familienmitglied sehe und mich unmöglich zu der Zeit hätte heimlaufen lassen können. Ok, ein bisschen verrückt war es auch, da zwei Stunden lang rum zu stehen, aber na und? Viel verrückter fand ich es, dass Hyden noch vor dem Fernseher saß, und offen und ehrlich zugab, dort ohne Unterbrechung seit neun Uhr morgens gesessen zu haben. Pervers. Aber egal.
Ich fiel ins Bett, einmal mehr von Endorphinen durchströmt, und warte nun auf meinen nächsten Einsatz als Barkeeper!

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