24 März 2007

Arbeit bis zum Horizont

Was ne Gaudi: Wieder steh ich lässig auf, doch auf einmal klingelt das Handy, Josh, der Chefkoch, ich könne arbeiten kommen, wenn ich wolle. Ich frag so lässig, ob in zwei Stunden korrekt wäre, er meint nur, nein, es müsse in einer halben sein. Party! Raus aus den Federn, frühstücken, Annie ans Steuer stopfen und ab die Post: Lustig, lustig, Teller waschen. Mittags gab’s mal ne Pause, ich stapfte wieder in der Stadt umher, bewarb mich aus purer Lebenslust noch in einer Bäckerei als Verkäufer und hoffte im Stillen, dass Annie ihr Versprechen, heute das Fahrrad reparieren zu lassen, nicht vergessen hatte. Ferner hatte sie einen Termin vor Gericht, um sich den Rausschmiss ihres Mannes schwarz auf Weiß geben zu lassen.
Nach eineinhalb Stunden ging’s zurück zur Gans, wieder Tellerwaschen. Bis in die Nacht hinein. Ein lustiger Kanadier und ich waren die „last men standing“, und als dann um Mitternacht schließlich alles restlos poliert war, durfte ich mir volle 10 ½ Arbeitsstunden in den Kalender eintragen. Herrlich. So wird man reich. Immer schön viele Stunden aufeinander türmen, nicht?


Annie stand vor dem Restaurant und erwartete mich, sie hatte den ganzen Tag gebacken. Im Gericht sei’s zu voll gewesen, der Termin, den sie dort angeblich gehabt hatte, war anscheinend frei erfunden. Oder so. Als ich sie nach dem Fahrrad fragte, meinte sie nur, jaja, das dürfe ich benutzen, wenn ich es bräuchte. *haha* Ich erinnerte sie, dass es kaputt sei, und sie fragte mich, was sie dafür könne. Ich wies darauf hin, dass sie es reparieren wollte, und sie wollte wissen, wie sie es denn in die Stadt hätte bringen sollen. Mit dem Auto, erwiderte ich mit rollenden Augen. Nein, wirklich? Bisweilen muss man schon hart mit seiner Geduld kämpfen. Vor allem auch, wenn sie mich immer fragt, warum ich traurig bin. Sobald ich mal eine Minute lang nichts sage, nicht ununterbrochen grinse oder sie einfach mal nur wieder Langeweile bzw. keinen Plan hat, was sie sonst sagen soll, dann fragt sie entweder, was wir in Deutschland essen, oder eben, warum ich traurig bin. Und dann muss ich mir immer an den Haaren was herbei ziehen, dass ich Heimweh habe, dass mich meine Freundin verlassen hat, dass ich mehr arbeiten möchte, dass ich einfach nur müde bin und all so einen Kappes. Ist zwar teilweise schon nicht falsch, nur trifft es absolut nicht auf den Moment zu, in welchem sie zu fragen pflegt. Grausam. Aber nun, man ist ja geduldig, nicht? Ich rede mir einfach ein, so verbessere ich mein Englisch. Oder, mal ehrlich, könnt ihr in einer Fremdsprache lügen, ohne rot zu werden? *harrharr*

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