14 März 2007

Der Tag eines Tellerwäschers

Hochmotiviert ging’s raus aus den Federn, Frühstück rein und ab in die Bibliothek, bisschen surfen gehen. Ferner sollte ich ja meinen Lebenslauf und sonstige Bewerbungsmaterialien ausdrucken, um sie am Nachmittag dem Chef vorlegen zu können.
Mitten währen des tollsten Surfvergnügens rief Annie an, die nette Dame von gestern, um mir mit zu teilen, dass ich den Job habe. Hatte sie zwar gestern schon gesagt, aber nun. Als Tellerwäscher dürfe ich beginnen, um mir in kürzester Zeit den Weg zum Millionär frei zu scheffeln. Hab natürlich gleich zugesagt, man muss in seinem Leben mal Teller gewaschen haben, sonst hat man nicht gelebt. Oder man wird halt kein Millionär, ne?


Weiß auch nicht genau, warum, aber ungefähr eine Stunde vor dem Vorstellungstermin fühlte ich dann ein lustiges Kribbeln im Bauch, wie ich das eigentlich nicht kenne. Wozu auch? Der Job war mein, ich sollte nur hingehen, meine Blätter auf den Tisch pfeffern und fertig. Na ja, wahrscheins war ich aufgeregt, weil es mein erstes, wirkliches Vorstellungsgespräch im Ausland war, und dann auch noch auf Englisch!
Die Mädels fieberten mit mir, wir futterten Salatbrot und spielten zur Ablenkung ein wenig Karten, bevor ich mich dann nach bester Backpackermanier herausputzte, weißes Longsleeve raus und lange Hose dazu, und meine weißen Sneakers durften nicht fehlen! Kam mir ein ganz klein wenig overdressed vor, als ich so die Uferpromenade entlang schlurfte, vorbei an Surferboys und Bikinichicks, begleitet von zwei heißen Schnitten… was will man mehr?


Das Café ist wohl das Nobelste hier in Busselton, direkt am Strand, mit Blick auf den längsten Holzjetty südlich des Äquators und so.
Ich trat ein, die Mädels zogen es vor, draußen zu bleiben, wollten keinen schlechten Eindruck hinterlassen. Beim Barkeeper erkundigte ich mich nach Annie, setzte mich und wurde auch sogleich von einer netten Kellnerin als neuer Kollege angesprochen und dementsprechend bedient, es kam ein Tee in einer Kanne, die ich erst nach mehrminütigem Studium zu Bedienen verstand, und generell erschien mir das Café ein bisschen über meinen Verhältnissen zu liegen. Aber: Who cares?
Annie kam, sagte, ich habe den Job und schleifte mich in die Küche, um mich unterwegs allen Kellnerinnen, den Barkeepern und Köchen vor zu stellen. Aber ohne Zeit zu verlieren ging’s weiter ins Büro, die Sekretärin sollte mich auch kennen lernen, gab mir einen Haufen Schreibkram und meinte, in einer Stunde beginne meine Schicht, ich solle mich bitte beeilen und das Zeug ausfüllen. No worries.


Ab ging’s, zurück Richtung Van, aber der war schon weg! Annie half mir, ein gutes Dutzend Blätter über mich, meine Bank, meine Rentenversicherung und all so nen Kram aus zu füllen, ich textete in der Zeit die Mädels an, sie sollen bitte schnellstmöglich von ihrer Shoppingtour zurückkehren, schließlich konnte ich unmöglich in langen Klamotten arbeiten! Und dann noch in meinen Feinsten…


Die Mädels kamen, der Papierkram war fertig und Annie fuhr mich zurück ins Café, Schürze an und schon wurde ich eingelernt wie man eine Spülmaschine bedient. Da stand ich nun, etwas überrascht von der raschen Abfolge der Ereignisse, Spülmaschine auf, Zeuch rein, Spülmaschine zu, Spülmaschine auf, den Kollegen fragen, was wohin kommt und wieder von vorne. Abwechslung brachten die Kellnerinnen, die immer herein rannten, ihr Zeug abluden, sich vorstellten und wieder von dannen pesten, die Köche, die alle ein paar lässige Sprüche auf Lager hatten und natürlich mein Tellerwäscherkollege, der grade auf seine Europareise spart.


Elf Uhr war Schicht im Schacht, sechs Stunden reichten für’s Einlernen, meine Finger waren so weiß wie… na ja… wie nach einem sechstündigen Wasserbad halt und fühlten sich dementsprechend schrumpelig an.
Auf dem Parkplatz fand ich den Van leer, die Mädels saßen im Nachbarauto bei… Annie! Hatten sie doch gemeinsam einen Kaffee getrunken, mir durch die Fenster beim Arbeiten zugeschaut und sich anschließend zum Schwatz im Auto zusammengesetzt. Ich pflanzte mich gleich mal dazu, wurde mit Kuchen und Minimuffins überhäuft, ließ mich über die Geschehnisse des Tages informieren und wurde eingeweiht, dass eine der Kellnerinnen mich gleich mal als „hot“ beschrieben hatte, wie ich da so mit meinen „blue eyes“ und dem „sweet German accent“ Teller gewaschen habe. Welche der Bräute es war, wollte mir keine der drei Damen verraten. Schade eigentlich.


Annie musste heim, irgendwann nach Mitternacht, um nach ihrem vierjährigen Mädel zu gucken, und wir warfen uns in die Heia, gespannt auf die Dinge, die uns da in den kommenden Tagen zu erwarten schienen…

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