14 März 2007

Chris im Glück

Lecker, lecker Müsli mit feinem Blick auf’s Meer ließ den Tag köstlich beginnen. Auf’s Schwimmen verzichteten wir, denn als auch hier die Bibliothek wieder harte Münzen auf dem Tresen für ein bisschen virtuelles Surfvergnügen sehen wollte, waren wir mit dem Ort beleidigt und fuhren weiter. Ziel: Margaret River.
Bekannt für seine gigantischen Surfstrände, mussten wir erst mal enttäuscht fest stellen, dass… ja, dass das Internet nicht kostenlos war. Die Touriinfo empfahl uns ganz viel Kunst und Wein, wir hatten keinen Bock auf so nen Kappes und fuhren zurück zu Lake Cave, tatsächlich, ein See in einer Höhle.
War eine ziemlich eindrückliche Erfahrung, wofür wir siebzehn unserer sauer verdienten Dollars liegen ließen, prächtige Farbspiele ließen mich vor Mutter Natur in Ehrfurcht hernieder sinken, auf eine Holzbank, während unser Führer uns alles Mögliche über Vergangenheit und Zukunft dieses bezaubernden Ortes erzählte.


Zurück am Tageslicht stärkten wir uns mit leckeren Salatbroten und begafften die Canal Rocks, Gesteinsformationen, die halt im Meer stehen. Unspektakulär für den erfahrenen Reisenden, der totale Reißer für den unerfahrenen Local. Eigentlich suchten wir eine Surfbeach, fanden taten wir ein ruhiges Strändchen, was immerhin zum Ballspielen zu gebrauchen war. Machten uns auch gleich einen neuen Freund, einen Streunerhund, der mit uns spielte. Ungeachtet der bösen Blicke der anderen Strandgäste, die uns nur allzu gerne auf das Hundeverbotsschild hingewiesen hätten, planschten wir vor uns hin, duschten und setzten unsere Reise fort.


Dunsborough war der nächste Stopp, und einfach aus einer Laune heraus erkundigten wir uns nach einer Pizzeria und tafelten dort gar fürstlich. Wer hätte ahnen sollen, dass dies unsere Henkersmahlzeit werden würde?


Mit vollem Bauch fährt es sich gut Auto, und alsbald standen wir in Busselton, neben dem längsten Holzjetty der südlichen Hemisphäre!!! Schon geil. Sind erst mal die 1,85km rausgewandert, um fest zu stellen, dass am Ende dieses Jettys tatsächlich jemand lebt! Sachen gibt’s… Wenige Fotos später ging’s auch schon wieder zurück, schon toll, dass der nachts einfach gratis ist. Tagsüber muss man nämlich angeblich Eintritt bezahlen.


24h-Toiletten ermutigten uns, über Nacht dort zu bleiben, und wenn das kein Glücksgriff war, so möchte ich fortan Helmut heißen…
Mitten in unserer Kartenrunde wurden wir auf lautes Frauengezeter aufmerksam, draußen schien eine Dame ihren Ehekrach am Handy auszutragen. Als ich die Gute wenige Minuten später auf einer Treppenstufe heulen sah, konnte ich einfach nicht anders, schrieb geschwind „Life is beautiful“ auf eine herumliegende Postkarte und drückte sie ihr in die Hand.


Die Mädels überlegten noch, ob sie sich dadurch vielleicht verarscht vorkommen könnte, aber als ich dann fünf Minuten lang von der Indochinesin umarmt und nebenher gesegnet wurde, wusste ich, dass ich alles richtig gemacht hatte. Aber es ging noch weiter: Nachdem ich aufgeklärt worden war, dass ihr Mann sie gerade hintergangen hatte und sie nun nicht wüsse, was mit den drei Kindern, den drei Häusern und den drei Autos geschehen sollte, wollte sie sich unbedingt bei mir revanchieren und bot mir sofort einen Job an, schließlich ist sie Chefköchin im örtlichen Nobelrestaurant! Ich sagte ja, sie gab mir 10$, damit ich meinen Lebenslauf ausdrucken könne, wir tauschten Nummern und verabredeten uns für morgen auf drei. Bin ziemlich gespannt, was mich da erwartet, aber der Job wurde mir schon garantiert! Party! Ferner konnte die Frau ob der Postkarte wieder lächeln und beteuerte mehrere Male, dass das das Tollste sei, was ihr hätte passieren können. Ich bin sehr stolz auf mich, müsst ihr wissen.


Gekickt vom Adrenalin war an Schlaf nicht zu denken, und nachdem ich den Mädels noch eine halbe Stunde lang meine Visionen von meiner Millionärskarriere und sonstigen Träumereien vorgebrabbelt hatte, ließ ich sie endlich in einen sanften Schlaf entgleiten und begab mich, in eine sexy Boxershorts gekleidet, auf einen Nachtspaziergang, den Strand entlang, zu meiner künftigen Arbeitsstätte und zurück. Und irgendwann schlief auch ich selig ein…

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