17 März 2007

Mein erster, freier Tag

Heute rief keiner an. Heute durfte ich ausschlafen. Bis halb neun, schließlich wollte ich noch in die Bibliothek, bevor wir uns für halb elf bei Annie zum Brunchen verabredet hatten. Müsli und Toast gab’s, mit Erweiterungsoption für Nüsse, Kekse, Kuchen… ich werde wieder fett! Habe beschlossen, ich muss hier schnellstmöglich einen Fußballverein oder etwas Ähnliches finden.
Annie musste ihre Sachen für den morgigen Markt vorbereiten, und deshalb ging’s erst einmal shoppen. Für gerade mal 220$ kauften wir ganze drei Einkaufswägen voll Zeug. Unglaublich. Ist man als backpacker nicht gewohnt. Und wir durften in den Wagen schmeißen, wonach auch immer uns der Sinn stand.


Den Begriff „Brunch“ hat Annie wohl noch nicht verstanden, nach unserer Rückkehr gab’s erst mal Mittagessen. Hähnchen und Salat und so. Grausam.
Als Annie das große Backen begann, begaben wir Deutschen uns nach draußen, um ein wenig bezahlte Arbeit zu verrichten: Stühle anmalen. Stühle, die Annie bereits aus zweiter Hand für ihr geplantes Café erstanden hat, deren Enden ein wenig angerostet waren, abschmirgeln, abwischen und anmalen. Eigentlich total gechillt, der Laptop dudelte lässige Mucke und die Sonne schien warm auf die Erde hernieder.


Mehrere Pausen machten den Job noch cooler als erwartet, nur wegen der Bezahlung wurden wir noch nicht so recht informiert, Benzin will sie uns zahlen und essen und so. Soll heißen, kann sein, dass wir also schon längst bezahlt worden sind. Wer weiß?
Als ich nebenbei erwähnte, ich müsse mir noch ein Arbeitsoutfit zulegen, führte uns Annie zu ihrem Schuppen und überhäufte uns mit Bergen von Kruschd, Klamotten in allen Größen, Formen und Farben, Handtücher, einem Bettbezug und zwei Zelten. Der Hintergrund? Sie hat schon mal versucht, sich als Boutiquebesitzerin selbständig zu machen, aber der Versuch ist kläglich gescheitert, sie hat 50 000$ verloren und sitzt nun auf einem Berg Klamotten, mit dem sie nichts anzufangen weiß. Mein Vorschlag, das alles dem OP-Shop zu schenken, wurde aber auch nicht angenommen. Egal.


Es war Zeit für’s Abendessen: Nudeln gab’s diesmal, mit Frühlingsrollen, genug für acht Leute, wir waren vier. Die Hälfte blieb übrig. Und den Pudding, den sie uns noch versprochen hatte, ließ sie vorsorglich schon mal gleich im Kühlschrank stehen, machte sich statt dessen lieber Sorgen, ob sie uns mit ihrem Gekoche nicht langweile oder gar auf den Geist gehe. Komische Frau.
Da Annie uns stets um sich haben will, um nicht alleine zu sein, knatterten wir zur Videothek, pumpten uns einen Film und guckten den noch in aller Ruhe im Zimmer ihrer Tochter an, da ihr Mann das Wohnzimmer belagerte.
Mit dem Kollegen hatte ich des Abends allerdings ein paar gute talks, wir verstanden uns prächtig, ich finde ihn supernett und er gab mir auch gleich seine Mailadresse, damit ich ihn über den weiteren Verlauf meiner Reise informieren kann. Where’s the problem?
Schließlich fuhren wir unser Zuhause nach Hause, also den Woolly zu jenem Parkplatz, den wir in den letzten Tagen so lieb gewonnen haben, und warfen uns in die Koje. *schnirch*

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