24 Juni 2007

Unvergessliche Giganten

Niemand murrte heute Morgen, als der Wecker mit dem Sonnenaufgang klingelte, ganz im Gegenteil: Hochmotiviert sprangen wir aus dem Schlafsack in unsere Badeshorts, verschoben das Gepäck auf die Matratze und fuhren zum Visitor Center, wo uns um Viertel nach Sieben der Tourbus abholen sollte.


Zuvor noch schnell zwei Nutellabrote hinunter gedrückt, die vier Kollegen empfangen und da kam auch schon der Bus. Nichts ahnend hüpfte ich hinein, als ich plötzlich durch ein „Chrriiiiis“ begrüßt wurde. Wen sahen meine müden Äuglein da? Valentina, die süße Unterwasserfotografin, mit der ich in Perth eins für Greenpeace Spenden sammeln wollte! Sie hatte hier tatsächlich Arbeit gefunden, und dann auch noch auf dem Boot, welches ich besteigen würde! Wenn das kein glücklicher Zufall ist…


Eine halbe Stunde später erreichten wir den Hafen, ließen uns zur Yacht bringen und schlüpften geschwind in unsere Neoprenanzüge, bevor wir nach einer kurzen Fahrt ins Wasser zum Schnorcheln gestoßen wurden.
Herrliche Fische gab es zwischen den weniger herrlichen Korallenriffen zu entdecken, Valentina paddelte von Mann zu Mann, um möglichst jeden Mal abzulichten und Tobi erprobte seine offensichtlich wasserfeste Kamera im Meer, was sie unerwarteterweise richtig gut meisterte.


Eine Viertelstunde später wurden wir auf’s Boot zurück gepfiffen, die Sucherflugzeuge hatten bereits Walhaie ausfindig gemacht, und wir heizten Vollgas darauf zu.
Unterwegs stießen wir auf Seekühe, die vor uns ihre Bahnen zogen, hatten jedoch nicht viel Zeit, sie eingehender zu bewundern, sonst würden uns die anderen Boote zuvorkommen.
Am Ziel angekommen, sprangen wir wieder ins Wasser und hielten nach den Giganten Ausschau, einige sagten, sie hätten einen Walhai entdeckt, ich konnte jedoch nichts unter mir als die scheinbar endlose Tiefe des Ozeans erblicken. Schade eigentlich. Aber es war ja nur ein erster Versuch. Das muss man noch steigern können. Und das konnte man auch.
Es wurde ziemlich stressig, als wir begannen, von Ort zu Ort zu rasen, um möglichst viele Walhaie sehen zu können, rein ins Wasser, schnorcheln, anhalten, raus, damit auch eine andere Gruppe den Giganten sehen könne, dann wieder rein, um noch mal neben diesem unglaublichen Fisch herschwimmen zu dürfen – es war unfassbar. Bis zu 18m lang können diese Fische werden, 9m war der Größte, den wir entdeckten. Einmal hatten wir das unglaubliche Glück, zwei der harmlosen Planktonfresser direkt nebeneinander um umeinander kreisend sehen zu können, und zugleich das Pech, dass Valentina exakt in diesem Moment ihre Kamera ausschaltete. Doch dies sind Augenblicke, die man sein Lebtag lang nicht mehr vergessen wird. Atemberaubend!


Nach all der Action gab’s ein superfeines Mittagsbuffet, inklusive Schrimps, Schinken, Käse, Hühnchen, Salat… und wir legten uns zur Verdauung faul auf’s Vorderdeck, um ein wenig Sonne zu tanken.


Auf der Rückfahrt entdeckten wir noch Buckelwale, die friedlich vor unserem Boot herschwammen, und hatten das Glück, mit einem Teufelsrochen schnorcheln gehen zu dürfen. Manche Tage sind so berauschend, da begreift man auch noch Wochen später nicht so recht, was alles passiert ist.
Hatten wir uns gestern noch Sorgen gemacht, wie lange unser Ticket im Fall einer Nichtsichtung gültig bleiben würde, da die Walhaisaison eigentlich schon dem Ende zugeht, so hatten wir heute Seekühe, Buckelwale, einen Teufelsrochen und sogar sechs verschiedene Walhaie gesehen!!! Unsere Endorphine fuhren Achterbahn, und ich finde es äußerst schwer, solche Glücksgefühle in Worte zu fassen.


Zurück auf dem Festland erzählten wir allen Menschen von dieser einmaligen Erfahrung, spielten ein wenig Fußball und erfreuten uns an der Offenherzigkeit einiger vorbeiziehender Mädels, bis endlich die CD mit den Unterwasserfotos von Valentina fertig war, wir sie für 50$ erstanden und ich im Hostel meinen PC anwarf, um sie ein wenig zu vervielfältigen. Inklusive aller Fotos, die unsere Kameras heute geschossen hatten.


Jürgen und Tobi kochten in der Zwischenzeit, und als ich mich an den bereits gedeckten Tisch setzte, stellten sie mir Lara vor, eine 21-jährige Deutsche, die gerne mit uns nach Broome gefahren wäre.
Nach eingehender Diskussion beschlossen wir aber, dass so viel Platz im Van wohl doch nicht vorhanden sei, verabschiedeten uns von allen netten Menschen, stiegen in Woolly ein und fuhren los – immer den Highway entlang, bis uns eine plötzlich am Straßenrand herumhüpfende Kängurukolonie derart verunsicherte, dass wir einfach am nächsten Rastplatz zu Bette gingen. Was ein unvergesslicher Tag!

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