16 Juli 2007

Conquering Queensland – experiencing the real Outback

Jürgen und Tim fuhren die erste Schicht, überquerten heile die Grenze vom Northern Territory nach Queensland, doch im neuen Staat schepperte relativ bald wieder ein Steinchen gegen die Windschutzscheibe. Laura und ich erkannten das an einem klar verständlichen „Fuck!“. Glücklicherweise wuchs der Riss diesmal nicht, weshalb wir auf eine Reparatur vorerst verzichteten.


Motiviert durch den Hintergedanken, dass nun eh nichts mehr zu verlieren sei, bogen wir auf eine Seitenstraße des Highways ab, welche sich nach 60km in eine Kieselsteinpiste verwandelte. Woolly schlug sich gar wacker, trotz einiger achsenbruchnahen Aufsetzer, und wir erlebten endlich das wahre Australien: Eine rote Straße erstreckte sich vor uns inmitten unberührter Natur, alle halbe Stunde traf man auf einen entgegen kommenden Wagen und hinter uns wirbelte eine Staubfahne wie aus Safarifilmen. Gigantisch.


Doch es kam noch besser: Nach ca. 90km erreichten wir ein Dörfchen, wie man es als normaler Tourist bestimmt nicht mehr zu sehen bekommt: Eine breite Straße war nur hier und da von Häusern umsäumt, eine Saloonähnliche Wirtschaft vereinte Supermarkt, Szenebar und Tankstelle unter einem Dach und die Locals wurden erst durch unser Fußgetrappel dazu bewogen, einen Blick unter ihrem Cowboyhut hervor zu werfen. Ich war so unglaublich fasziniert, dass ich nicht einmal meine Kamera zücken konnte. Zu schade.
Ein australisches Rentnerehepaar gab uns den Geheimtipp, doch mal einen Blick hinunter an den Fluss zu werfen. Uns kam das recht gelegen, schließlich war Zeit für’s Mittagessen. Ja, und so rollten wir nichts ahnend die zweite der beiden Straßen des Dorfes hinunter bis zu einem malerischen Flüsschen.
Ganz geheim schien der Tipp aber nicht gewesen zu sein, geschätzte 30 Caravans zierten das Ufer des wilden Wasserlaufes – alles australische Rentner, die hier einige Wochen Urlaub zubrachten. Und nun kamen wir, das Jungvolk…
Wo man sich in Deutschland bestimmt ob übermäßiger Lärmbelastungsbefürchtung böse Blicke eingefangen hätte, bekamen wir nun von allen Seiten superfreundliche „G’Days“ und „Hey mates, howrudoin?“ zu hören, sodass wir uns nach nur wenigen Minuten pudelwohl fühlten.


Nach dem Lunch gab es ein wenig Zoff, der weitere Verlauf der Reise erzeugte in vier Gemütern drei Meinungen, doch diese konnten auch alle mehr oder minder befriedigend zufrieden gestellt werden: Jürgen schmökerte ein Buch, Tim wanderte durch die Gegend und Laura und ich schnappten uns die Bodyboards, um uns dieses herrlich Bächlein hinunter treiben zu lassen. Unterwegs freundeten wir uns auch mit den weiter flussabwärts gelegenen Campern an, die uns bei der zweiten und dritten Runde bereits freundlich zuwinkten. Ein unglaublich edles Feeling, durch tropische Landschaften zu treiben und dafür nichts weiter machen zu müssen, als zu versuchen, nicht gegen hervorstehende Äste oder Ähnliches gespült zu werden. Fast im Europapark, nur viel besser, denn einer der Rentner erfreute Teile des Flussufers auch noch mit den Klängen seines Keyboards und dem Sound seiner Stimme. Könnt ihr euch vorstellen, von der Kraft des Wassers unter Palmen und an Mangroven vorbei getrieben zu werden, während im Hintergrund sowohl das Plätschern des Wassers als auch sanfte Pianomusik eure Ohren erfreuen? Das Leben ist so schön!


Leider hatte Jürgen seinen Flug von Cairns nach Sydney bereits gebucht, sonst hätten wir garantiert den einen oder anderen Tag in diesem himmlischen Paradies verbracht, doch so stiegen wir frisch gebadet zurück in den Van, um noch einige Kilometer vor Sonnenuntergang zurück zu legen. Und noch einige danach. Mit ganz vielen Wallabies zur rechten und linken Seite… ich habe noch nie so viele Tiere entlang des Highways gesehen, wahrscheinlich, weil die Straße derart wenig befahren ist, dass die Viecher das gar nicht raffen! Aber als eingespieltes Team manövrierten Jürgen und ich auch um die ärgsten Querschläger herum, bedankten uns einmal ganz dicke bei unserem Glücksengel und erreichten schließlich unbeschadet einen versteckten Campingplatz nahe einigen Wasserfällen, welcher uns von Einheimischen empfohlen worden war. Reis süß-sauer und ein unbeschreiblicher Sternenhimmel erfreuten sowohl Gaumen als auch Augen vor dem Zu-Bette-gehen…

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