Als ich einen ersten Blick aus der Seitentür des Vans riskierte, wurde mir mit einem Schlag bewusst, dass das Frühstückbüffet wohl eine Träumerei bleiben würde – da stand ein Ranger! Aber kein Böser, ein ganz Lieber, der nur meinte, dass das hier eigentlich verboten sei, er uns nichts tun würde, wir aber doch besser das Weite suchen sollten.
Dem Rat folgten wir. Unterwegs fanden wir einen netten Bauernhof, wo wir uns für 1,5$/kg mit drei Kilogramm Bananen eindeckten, und wollten gerade an einem hübschen Rastplatz Frühstück machten, als es plötzlich einen heftigen Bums tat und wir an der Einfahrt vorbei geschoben wurden. Es dauert nur den Bruchteil einer Sekunde, um zu realisieren, was da passiert war: Hatte uns doch tatsächlich einer von hinten gerammt!
Vor uns parkte auch gleich ein anderer Wagen, der Fahrer stieg aus und regte sich tierisch auf, wie wir denn bloß bremsen könnten und so. Er kam aber auch bald wieder hinunter auf den Teppich, als ihm bewusst wurde, dass er gerade mit seinem Firmenwagen unterwegs war und die Versicherung sowieso bezahlen würde.
Wir schauten uns Woolly von hinten an, und um ehrlich zu sein: So arg viel schlimmer sah er gar nicht aus. Mit dem Abstrich, dass sich die Hintertür nicht mehr öffnen ließ.
Also ab zur Polizeistation, den Beamten juckte die Sache wenig, er wollte nicht mal einen Bericht aufnehmen, sei ein zu geringer Schaden.
Wir tauschten mit dem anderen Kollegen Adressen aus, er meinte, wir sollen bei einem Mechaniker den Schaden schätzen und uns anschließend von der Firmenversicherung gebührend entlohnen lassen.
Das ließen wir uns nicht zweimal sagen, fuhren zum nächstbesten Metallheini, der reparierte uns das Schloss der Türe, verlangte 77$ und meinte, eine komplette Reparatur würde den Wert des Wagens deutlich überschreiten. Wir sollten einfach zum Ford-Händler gehen, den Wert des Wagens schätzen lassen, und diese Schätzung an die Versicherung schicken. Kein Thema.
Bester Dinge ging’s zum Fordhändler, und ziemlich depri ging’s wieder zurück: Meinte der Fuzzi doch glatt, Woolly sei nicht mehr so der neueste Wagen und dementsprechend nicht mehr allzu viel wert, weil alles rostig und nichts von seinen Einzelteilen mehr zu gebrauchen sei. Der hat ja mal so was von keinen Plan! Gehört entlassen, der Mann.
Geknickt knatterten wir die Küste weiter hinunter, nach Fallschirmspringen war uns nicht mehr zu Mute.
Am nächsten Rastplatz unterhielten wir uns ernsthaft über unsere allgemeinen Vorstellungen zum Thema Urlaub in Australien, da die Stimmung sowieso an einem Tiefpunkt angelangt war. Doch die Aussprache tat uns allen richtig gut, wir sahen wieder klarer und legten uns an den nächsten Strand zum Mittagessen. Tim griff sich sine Badeshorts und sprang in die Fluten, als er heraus kam und Laura gerade hinein wollte, machte uns ein netter Einheimischer darauf aufmerksam, dass in diesen Gewässern Krokodile jagen würden. Nun ja, dann halt kein Badeurlaub.
Dafür schenkte er uns eine fette Krabbe und das passende Rezept, sein leicht angetrunkener Freund wollte meine Halskette gegen seine Mütze tauschen, aber den Deal ließ ich nicht mit mir machen, und dank Laura hab ich die Kette wieder. :-)
Da der Himmel inzwischen etwas aufgeklart und unsere Stimmung wieder deutlich besser war, tuckerten wir zurück in den Norden, eventuell würde aus dem Fallschirmspringen doch noch etwas werden.
Im gleichen Dorf, in welchen uns der Fordhändler unseres Optimismus beraubt hatte, fanden wir einen Metallhändler, der etwas relaxter war: Er meinte zwar auch, dass der Wagen sozusagen Totalschaden erlitten hätte, doch er schätzte Woolly auf 4000$, schrieb uns das auf ein Blatt Papier und faxte es der Versicherungsgesellschaft. Lässig. Was will man mehr?
Wir gingen shoppen, kauften fleißig Schoki, Eis und alles, was man sonst noch für ein paar leckere Essen gebrauchen könnte, und machten uns auf den Weg nach Mission Beach, ein wenig Strandurlaub. Ferner wollten wir der süßen Monsterkrabbe die Freiheit schenken.
Das taten wir dann an einem beleuchteten Strand eines Campingplatzes, in welchen wir auch gleich Woolly hinein fuhren und uns mit unseren neuen Nachbarn anfreundeten.
Zum Abendessen gab’s Wraps mit ganz viel Obst, Gemüse, Thunfisch und Honig, ich hatte endlich eine Steckdose und tippelte fleißig Blog, damit ihr mal wieder auf den aktuellsten Stand der Dinge gebracht werdet.
Irgendwann vor Mitternacht schmiss sich Tim in die Federn, Laura unterstützte mich bei dem Vorhaben, die letzten 10 Tage irgendwie in Worte zu fassen. Sehr lieb.
Um Mitternacht verging mir aber die Lust am Schreiben, wir packten unseren Kruschd zusammen, verstauten ihn im Woolly, genossen noch den beleuchteten Strand in trauter Zweisamkeit und legten uns schließlich erschöpft neben Tim…
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