Mei, was eine kurze Nacht. Ich hatte mich eigentlich grade erst hingelegt, da fängt unten am Pool einer an, mit so einem Blätterblaser Krach zu machen. Als ob das Not täte. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, es sei schon 9am. Ich glaube, meine Uhr geht vor.
Ein Glück, dass müde Menschen auch bei Lärm schlafen können, und so ratzte ich noch eine Ewigkeit weiter, bis um halb 11 dann die Raumpflegerin so lange gegen die Tür hämmerte, bis ich sie hereinbat. Sie erklärte mir freundlich, dass sie nun die Betten machen müsse und ich mich aus diesem Grunde zu erheben habe. Fand ich gar nicht lustig.
Egal, eine kalt Dusche brachte mich wieder auf Touren, und ab ging’s in den Campervan, musste ja Pizzen ausfahren. Dachte ich zumindest.
Zuerst wurde ein wenig Teig geknetet, dann taten wir gepflegt nichts, um uns anschließend über Domino’s Verkaufsstrategien zu unterhalten. Fünf Pizzen verkauften wir – und nicht eine einzige davon musste ausgefahren werden. Aus lauter Arbeitsfreude beschloss ich, Überstunden zu machen, und schließlich kam dann um 6pm die erste Ausfahrbestellung. Und das natürlich dann genau am wirklich allerletzten Winkel meines Ausfahrgebietes. Die andere Zweigstelle hätte nicht mal halben Weg dorthin gehabt, aber so was blicken die Kerls hier nicht.
Es war Rushhour, der schlimmste Feierabendverkehr, und ich weiß nicht genau, was mit mir los war, aber irgendwie war ich nicht ganz auf Zack. Das ist nicht gut während der Rushhour. Aber ich finde es auch ziemlich traumatisierend, wenn man debil-grinsend an der Ampel wartet und zusehen muss, wie das Auto vor einem anfängt, rückwärts zu rollen. Hinter einem natürlich zwanzig andere Karren, kein Platz zum Ausweichen, und diese bescheuerte Klunte vor mir findet das Bremspedal nicht oder peilt nicht, dass sie am Berg steht oder was-auch-immer. Ja, und die Hupe ist ja kaputt bei meinem geliebten Woolly.
Meine Güte, fiel mir ein Stein vom Herzen, als wenige Milimeter vor dem unvermeidlichen Crash die Ampel auf grün schaltet und die Schachtel beschloss, auf’s Gas zu drücken!
Ja, und so ungefähr ging das weiter, den ganzen Weg bis in die hinterste Ecke. Super. Ich lockerte all meine Nerven ein wenig, atmete tief durch und fuhr zurück. Da stellte mein Chef dann fest, dass ich 3$ zu wenig im Geldbeutel hatte. Vollkommen unmöglich, da der eine Kerl 20$ hatte zahlen müssen und dies mit einem 20$-Schein erledigt hatte. Als ich dem Meister klarmachen wollte, dass er sich beim Abzählen meines Wechselgeldes verzählt haben musste, hörte er natürlich nicht zu. Chefs sind wohl so. Ich meine, der Kerl ist schon relaxed, aber tut halt, was ihm so ein asozialer Computer weis macht. Pervers.
Also hatte ich für diese bekloppte Ausfahrt auch noch draufgezahlt! Scheiße.
Minimal entnervt teilte ich den Anwesenden meine nun folgende Abwesenheit mit, grabschte mir ne Coke und ein paar Brownies und verließ den Laden.
Zurück im Hostel stieß ich als Allererstes gleich mal auf Chris, und wir beschlossen, heute dicke einen drauf zu machen. Mit Colarausch und solch harten Sachen.
Los ging’s, fünf Jungs und zwei Mädels in zwei Autos verladen und ab nach Claremont, wo donnerstags gefeiert wird. Die Kerls hier haben schon einen Partywochenplan, an welchem Tag man wo zu sein hat. *g*
Im Club gab’s erst mal Cola für alle, also fast. Luise ließ sich zum Bier einladen, wie das Mädchen so machen, und Chris und ich freundeten uns rasch mit zwei Ozzies an, die eine wurde gerade 18 und behauptete, zum ersten Mal auszugehen. Na ja, warum auch nicht?
Nach dem Pub ging’s in den Nachtclub, aber da wollten mich die Kerls erst nicht reinlassen, weil ich keinen Kragen anhatte und deshalb wohl underdressed war. Andere Kollegen durften das, weil sie Ozzie’s waren, aber ich nicht.
Nun, ein Glück, dass wir die Ozzies kennen gelernt hatten. Der eine hatte noch eine Strickjacke bei sich, mit Kragen, die ich mir borgte, und wir erzählten dem Türsteher, ich sei der Cousin des Geburtstagskindes, extra aus Deutschland angereist, und mit den australischen Dressingstandards noch nicht vertraut. Das zog. Wir durften rein.
Der Club war lustig, die Bräute rattenscharf und wir amüsierten uns prächtig, bis dann der Großteil des Rests beschloss, sie hätten keine Lust mehr. Darunter waren die beiden Fahrer, deshalb willigten Chris und ich wohl oder übel ein, mitzugehen.
Die Heimfahrt war lustig, wir zwei beiden vergnügten uns mit Luise auf der Rückbank und erschienen noch fast pünktlich zur zweiten Halbzeit von Werder Bremen. Gleichzeitig feierte Daniel, einer der Rezeptionisten, Geburtstag, und ich packte ihm zu Ehren die Muffins von gestern aus. Die Nacht war zwar wieder lang, aber das kann man wohl nicht ändern. Jedenfalls ist Perth inzwischen mehr als nur der Übergang von einem Roadtrip zum Nächsten. Das Heimweh ist wieder etwas weiter fort gerückt, ich genieße die Stunden und der Bekanntenkreis erweitert sich täglich. Herrlich.
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