Heute habe ich eine neue Glaubensrichtung entdeckt: Den Glauben an die Schokolade. Wer mich jetzt für doof hält, gut, wer es nicht tut, der mag weiter lesen, wie es dazu kam.
Als ich relativ spät erwachte, es wird kurz vor Mittag gewesen sein, schoss mir sofort in den Kopf, dass Samstag ist. Samstags ist der Jobannoncenteil in The West Australian immer besonders groß, das macht den Tag toll.
Also hab ich mir erst mal ein bisschen Schoki zwischen die Rippen geschoben, um die Endorphine endgültig über die 100% zu schießen, ging duschen, frühstücken, was man halt so tut am Morgen. Mein netter Zimmerkollege hatte sich bereits ein Exemplar dieser Riesenzeitung gekauft, die zwar superfett ist, aber vom Inhalt mehr mit „Bild“ verglichen werden könnte. Die ersten zwanzig Seiten handelten ausschließlich von Lottogewinnern und Promiaffären. Der Rest ist Werbung. Also fast. Es gibt noch einen sehr großen Sportteil, einen überdimensionalen Autopart und unglaublich viele Grundstücke zu verkaufen. Ach, klar, meine Jobs sind natürlich auch drin gewesen.
Ich beschloss, Internet mal Internet sein zu lassen und wieder auf das gute, alte Telefon um zu steigen. Scheiß auf die Kosten. Und es rentierte sich: 10$ und 7 Telefonate später hatte ich 5 Jobs an der Angel. Also, Interviews. Ich begab mich auf den Weg zum Nächstgelegenen, nach Subiaco, dem Sportvorort, heute gleichzeitig Austragungsstätte eines gigantischen Footie-Derbys, weil Fremantle hergefahren kam, um die West Coast Eagles heraus zu forden.
Auf dem Weg zu meinem Interview entdeckte ich urplötzlich ein Riesenschild: „Great Pizza!“ Das ließ mich zwar kalt, hatte ich doch eben erst gefrühstückt, aber das kleine, weiße Schild unten links in der Ecke ließ mich aufmerksam werden: „Professional waitstaff required“. Klar bin ich Profi, hab vier Jahre lang in einem griechischen Restaurant gejobbt! Und als ich dem Mann noch so vorschwärmte, wie gigantisch toll ich sei, meinte er gelangweilt: „Ok, du bist mein Mann, kannst du jetzt anfangen?“ Ein bisschen überrascht sagte ich zu und durfte eine Stunde lang Teller waschen und oberst geile Holzofenpizzareste futtern. Dann hatte ich keine Lust mehr und behauptete, ich müsse unbedingt weg. Aber, weil ich ja so professionell gearbeitet habe, solle ich bitte heute Abend wieder kommen, meinte Sam, mein neuer Chef.
Hey, no worries! Die anderen Interviews bließ ich in den Wind, latschte heim und legte die Beine für ein Weilchen hoch. Dann wieder unter die Dusche und ein paar Stückchen Schokolade, damit ich auch möglichst viele und vor allem lange Schichten zugeteilt bekomme.
Joar, nachdem ich mich durch die Massen von Footie-Fans, die grade alle aus dem gigantischen Stadion strömten, gekämpft und ein aus mir unbekanntem Ablass veranstaltetes Feuerwerk angeschaut hatte, stand ich wieder im Pizzarestaurant, gespannt auf die Dinge, die mich da erwarten würden.
In der Küche stand ein Tellerwäscher, also war das nicht meine Aufgabe. Im Saal rannten drei Bedienungen herum, das war wohl auch nicht meine Aufgabe. Und es waren zwei Köche da, kochen sollte ich auch nicht. Und der Chef war da, der kassierte meist nur Kohle und stand herum, wie das Chefs halt so machen. Folglich war ich auch nicht als Chef herbeordert wurden. Traurig.
Na ja, ich gab mal mein Bestes, beschäftigt zu tun, reichte den Kellnerinnen immer jene Getränke, die sie wünschten, flirtete mit der Köchin, nahm dem Tellerwäscher das Geschirr ab und musste eine Menge Zeug trinken, einfach, um beschäftigt auszusehen. Und Pizza essen musste ich auch. Einmal schaffte ich es nicht und stand untätig in der Gegend rum, als mich der Boss von der anderen Seite böse anfunkelte. Hab ihn dann mal ganz unbefangen in ein Gespräch über Europa und seinen Fußball verwickelt, weil der Meister Fußball liebt und viele Jahre lang in England gehaust hat, was ihm als Ausgangsbasis für zahlreiche Trips nach Deutschland diente. *lol*
Ich war unglaublich glücklich. Eigentlich war ich kein Kellner, sondern ein Entertainer, ermunterte alle zum Grinsen, erzählte schlechte Witze, half jedem, dem nicht geholfen werden musste und ließ mir von Lukas, der ebenfalls seinen ersten Tag hatte, Kronkorkenschnipsen beibringen. Meine Güte, was hatten wir ne Gaudi!
Und plötzlich meinte dann die Köchin, ich solle ihr beim Aufräumen helfen! Ich hatte mich noch nicht mal warmgelaufen, da waren drei Stunden rum und Zeit zum Schließen. Schade eigentlich.
Aber weil ich so ein Fußballkenner und Europaliebhaber bin, beorderte mich der Chef gleich für morgen wieder ein, wohingegen Lukas erst am Montag auf einen Anruf warten muss.
Aber damit noch nicht genug, jedes i braucht sein Tüpfelchen. Oder auch mehrere. Zuerst mal rief Peter noch an, und teilte mir mit, dass ich Montagabend sein Fahrrad für 50$ abholen könnte. Lässig.
Dann chattete ich während meiner Mittagspause mit Tim, der mir eine ultimativ geile neue Digicam aus den Tiefen des Webs zog, und das mit einer Schnelligkeit, die Google in Verlegenheit bringen würde. *DANKE*
Und zuletzt fuhr mich dann eine der netten Kellnerinnen nach Hause, damit ich den ungemein weiten Weg nicht laufen musste. Konnte sie aber leider nicht auf einen Kaffee einladen, so was gibt’s hier nicht.
Tja, zurück im Zimmer freundete ich mich noch mit meinem anderen Kollegen an, den ich bislang nur hatte Playstation spielen sehen, nahm ein lustiges Bad, wobei ich mein Handtuch vor lauter Endorphinchen im Zimmer ließ und aß als Betthupferl den Rest Schokolade, kombiniert mit einer guten Flasche Rotwein, die von der Pizzeria gesponsert worden war. Es gibt Tage, da bin ich doch kein Antialkoholiker mehr. Und das hier war einer der Ersten. Einfach, weil das Leben herrlich ist! Und Schokolade toll!
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