03 April 2007

Jeder ist seines Glückes Schmied

Der Tag begann ziemlich deprimierend: Bin gegen 0900 aufgestanden, mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass ich ja wohl heute ausziehen müsse. Erst mal geduscht, gefrühstückt und ab in die Stadt, zum nächstbesten Hostel. Tja, nur ist das leider ausgebucht, erzählte mir der Manager. Ich glaub ihm zwar kein Wort, weil ich dort kaum einen Menschen sah, und Busselton garantiert nicht von backpackern überlaufen ist, aber was will ich machen? Ich könnte mich ins Motel einmieten, für schlappe 50$/Nacht. Dann werde ich hier sogar ärmer, obwohl ich arbeite. Fände ich pervers.
Also erst mal in die library, eine Stunde lang im Internet alle meine Sorgen vergessen und dann stand ich wieder auf der Straße. Um den Tag wenigstens ein bisschen fröhlicher zu gestalten, beschloss ich, mir einen neuen USB-Stick zu kaufen, da der Andere hier ziemlich spinnt. Das war schon mal ein bisschen Motivation, und schon ging’s wieder aufwärts mit meiner Laune und meinen Gedanken.
Ab ins Blumengeschäft um der Annie ein paar Blumen zu kaufen, ich weiß, sie hat’s nicht verdient, aber bisweilen heiligt der Zweck die Mittel. Ich hab mir nämlich gedacht, vielleicht könnte ich wenigstens bei ihr im Garten ein Zelt aufschlagen, dort all mein Zeug unterbringen und auch drin pennen. Und die Tage halt in der Stadt vergammeln. Fände ich ziemlich lässig.
Legte ihr also die Blumen schön auf’s Bett, schrieb leicht verschleimt „Sorry“ auf ein Blatt Papier, wofür, das darf sie sich selbst ausdenken, und erwartete ihre Ankunft. Ist ja auch nur ne Frau, die müsste doch irgendwie rumzukriegen sein…;-)
Tatsache, kommt sie nach Hause und will erst mal wissen, ob ich schon ein Zimmer gefunden hätte. Ich erklär ihr ganz ausführlich, wie schwierig die Situation ist, dass alles Erschwingliche bereits ausgebucht sei und wies darauf hin, dass ich ihr Blumen gekauft habe. *lol* Und plötzlich war sie eine ganz andere Frau, fragte, was mir denn fehle, ich könne natürlich bleiben, sie hätte noch eine Matratze im Schuppen und die könne ich mir gerne ins Zelt legen, es mir dort gemütlich machen und jederzeit das Bad und den Kühlschrank nach meinem Belieben benutzen. *hahaha* Ich find’ das sehr, sehr witzig…
Hey, mal ehrlich, Frauen dieser Welt: Was ist an Blumen bitte so toll? Die verwelken nach einigen Tagen und dann schmeißt man sie fort, oder? Und man kann sie (meistens) nicht mal essen…
Ich bin jetzt wieder ganz stolz auf mich, wie genial ich das gedeichselt habe und genieße weiterhin all-inclusive. Nur halt wahrscheinlich für 80$/ Woche. Im Vergleich zu den 150 Kröten, die mich sonst so erwartet hätten, kann man das akzeptieren. Und die 15$ für die Blumen sind nach den ersten beiden Nächten wieder reingeholt. ;-)
So lautete der Stand am Nachmittag. Annie ging dann auf ein Konzert ihrer Buben und kam gegen 10pm wieder nach Hause, und zwar mit einer grandiosen Nachricht: Ich solle doch bitte ausziehen. Sie brauche jetzt unbedingt die unendliche Ruhe, die sie mit Hyden, Audrey und den zwei Söhnen natürlich bekommt, und es würde die Nachbarn garantiert stören, wenn ich im Garten ein Zelt aufschlagen würde. Ich bot ihr an, nicht einmal mehr das Haus zu betreten, aber das sei unmöglich, ihre Ruhe werde auch durch das leere Zelt gestört werden. Als ich vernünftig mit ihr diskutieren wollte, rief sie einen Küchenkollegen an und ließ den mir sagen, dass ich bitte ausziehen soll. Peinlich, richtig peinlich. Ferner animierte sie Audrey, sich bei mir zu beschweren, dass meine Musik, die so leise war, das das Rattern der Tastatur sie übertönte, deutlich zu laut sei und sie ganz enorm am Schlafen hindere. Hat sie die letzten beiden Wochen noch nie getan…
Tja, jetzt ist hier also 11pm, und ich denke, ich muss morgen ausziehen. Wohin auch immer, das kann mir noch keiner so genau sagen. Scheint so, als wäre es mit meiner handwerklichen Begabung nicht sonderlich weit her, ich sollte besser kein Schmied werden. Nennt man solche Stimmungsschwankungen bei Frauen eigentlich die Wechseljahre? *lol*

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